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Wie schlagen sich die Irix Primes in der Praxis?

Iris Primes: Kino-Objektive für Einsteiger?

Der schweizerisch- polnische Hersteller Irix rüstet seit diesem Jahr bei den Video-Objektiven mit Vollformat- Festbrennweiten auf. Zurzeit sind vier Primes im Line-up. Wir haben in unserer Ausgabe 11.2020 getestet, ob sie viel Objektiv für wenig Geld möglich machen.

Drei Iris-Primes mit einer Red-Kamera

In den letzten Jahren scheint sich der Markt häufiger an kleineren Produktionen und den Owner-Operators zu orientieren. Plötzlich tauchen neue Firmen auf, Kameras werden erschwinglicher und können bei einem Anschaffungspreis unter 2.500 Euro in RAW aufzeichnen. Diesem Trend folgt auch Optik-Hersteller Irix. Die ersten manuellen Foto-Objektive kündigte Irix im Jahr 2016 an. Mittlerweile hat Irix neben Objektiven auch Filter und Filtersysteme im Angebot. Die Foto-Optiken sind in drei Anschluss-Varianten verfügbar, wohingegen die hier getesteten Cine-Versionen über vier Mount-Optionen verfügen. Zur Auswahl stehen Canon EF, Sony E-Mount, ARRI PL und MFT. Der Hersteller kündigte außerdem eine künftige Canon-RF-Version der vier Brennweiten an. Das Irix Cine-Lineup umfasst derzeit die Brennweiten 11 mm mit Lichtstärke T4.3, 15 mm T2.6, 45 mm T1.5 und 150 mm T3.0 mit einem integrierten Makro-Modus. Alle Objektive werden vom Hersteller mit einem Brutto- Neupreis von etwas unter 1.200 Euro pro Objektiv angeboten. Damit sollten die Linsen auch für kleine Video-Firmen und Freiberufler erschwinglich sein.

Erster Eindruck

Packt man die Objektive aus, so fällt schnell die hochwertige Anmutung ins Auge. Die Optiken sind schwer, aber nicht zu schwer. Das Gehäuse ist in mattschwarz gehalten und verspricht, auch den rauen Drehalltag auszuhalten. An beiden Seiten der Objektive sind Fokus-Skalen angebracht. Wahlweise sind die Beschriftungen in den Einheiten Zoll und Fuß als auch in Metern gehalten. Der Hersteller verspricht eine UV-aktivierte Beschriftung der Skalen, was allerdings selbst im Schwarzdunklen nicht unter Beweis gestellt werden konnte. Das Design wirkt modern und durch die großen Typ-Beschriftungen zur Unterscheidung der Linsen dennoch drehtauglich.

Das Iris Prime 45 mm T1,5 im Dreheinsatz

Die Blendenringe sind ohne Rastungen drehbar, der Fokusweg ist angenehm weit und flüssig. Die Objektive sind mit diversen Dichtungen gegen Staub und Spritzwasser abgeschirmt. Vorne lassen sich an der Außenseite Klemmkompendien mit einem Durchmesser von 95 Millimetern anbringen. Innen ist ein Gewinde mit 86 Millimetern Durchmesser integriert. Mithilfe eines Reduzierrings, der leider nicht von den üblichen Herstellern zu haben ist, können Schraubfilter zum Beispiel mit 82 Millimetern Durchmesser verwendet werden.

Eine Besonderheit der Irix-Cine-Optiken ist die Gegenlichtblende, die von außen magnetisch am Objektiv hält. Manche beschweren sich zwar über die fehlende Arretierung, jedoch ist genau das in unserem Test positiv aufgefallen, denn dadurch lässt sich zügig zwischen Takes die Gegenlichtblende entfernen, um beispielsweise einen Filter anzuschrauben. Dabei sei angemerkt, dass sich die Gegenlichtblende auch mit Reduzierring auf 82 Millimeter und in unserem Fall einem PolarPro Peter McKinnon VND-Filter problemlos gleichzeitig verwenden ließ. Außen vor bleibt jedoch an dieser Stelle die 11-mm-Festbrennweite, da sie eine gewölbte Frontlinse hat, die über das Gehäuse hinausragt. Für maximale Stabilität bei größeren Rigs lässt sich entweder an der Ober- oder Unterseite der Optiken ein mitgelieferter Unterstützungsfuß mit Gewinde anbringen. Damit lastet das Gewicht, das in jedem Fall unter 1,2 Kilogramm liegt, nicht nur auf dem Kamera-Bajonett und das Objektiv hat durch die zwei Auflagepunkte kein Spiel.

Die 150-mm-Makro-Optik mit Tilta-Stütze
Die 150-mm-Makro-Optik mit Tilta-Stütze

Bildqualität

Um näher auf die Bildqualität der Irix-Cine-Optiken einzugehen, sollten wir uns zunächst noch einmal die vergleichsweise geringen Anschaffungspreise ins Gedächtnis rufen, denn wo normalerweise eine Cine-Festbrennweite gerne einmal jemseits der 20.000 Euro liegt, sind die Irix-Optiken für einen Bruchteil dieses Preises zu haben. Dennoch schauen wir uns die Bildqualität unter professionellen Gesichtspunkten an und stellen uns die Frage, ob solche Objektive auch für hochwertige Produktionen infrage kommen. Als Testgerät stand uns eine RED Helium 8K zur Verfügung. Anschließend haben wir die 45-mm- Optik zusätzlich noch an einer Blackmagic Design Pocket Cinema Camera 6K getestet. Beide Kameras haben einen S35-Sensor und können somit nicht den kompletten Bildkreis der Optiken abdecken. Deshalb konnten wir nicht alle Vorzüge testen, aber hatten den mittleren Bildausschnitt als „Sweet Spot“ zur Verfügung. Der Hersteller gibt übrigens an, die Optiken seien für 8K ausgelegt und damit mit den meisten aktuellen und zukünftigen Sensoren kompatibel. Grundsätzlich haben wir bei unserem Praxistest fast ausschließlich mit offener Blende gearbeitet. Hier konnten alle Optiken mit gutem Kontrast und durchgehender Schärfe überzeugen. Fein gezeichnete Bildbereiche werden detailgetreu abgebildet und chromatische Abberrationen reduzieren sich auf ein Minimum. Besonders angenehm: Focus Breathing ist uns nicht aufgefallen. Der Bildeindruck der Optiken wirkt grundsätzlich clean. Flares sind angenehm und nicht überbetont und Farben werden realistisch wiedergegeben. Für manche szenische Produktion könnte es somit an Look und Charakter fehlen. Damit eignen sich die Irix-Cine-Optiken dennoch für die meisten Anwendungsfälle wie zum Beispiel Imagevideo-Produktionen.

Wer einen intensiveren Look anstrebt, kann zusätzlich noch auf Diffusionsfilter wie die Tiffen Black Pro-Mist Filter zurückgreifen.
Das Bokeh ist bei allen Optiken eher etwas unruhig, besonders, wenn die Blende etwas geschlossen wird. Dabei wirken die Bereiche nicht nur weichgezeichnet und cremig, sondern sind teilweise unregelmäßig und auffällig strukturiert. Bei den höheren Brennweiten und einem kurzen Abstand zum Motiv bei offener Blende sind keine derartigen Artefakte zu sehen. Dieses Problem könnte aber auch auf das wahrscheinlich viel und nicht immer liebevoll verwendete Testset des Herstellers zurückzuführen sein. Grundlegend sind aber in allen Optiken 9-Lamellen-Blenden verbaut, bei denen der Hersteller ein sehr gleichmäßiges Bokeh verspricht.

Komplettes Line-up?

Bleibt die Frage, für wen ein solches Set geeignet erscheinen mag und ob die Optiken als Gesamtpaket für gewisse Produktionen Sinn ergeben. Die derzeitige Auswahl von vier möglichen Brennweiten dürfte nämlich einigen Produktionen nicht gerecht werden. So bietet Zeiss beispielsweise bei den Supreme Primes eine Auswahl von 13 Brennweiten an. Grundlegend lässt sich aber vieles mit dem Brennweitenbereich zwischen 11 und 150 mm abdecken – auch wenn eine Optik im Bereich von 24 mm oder 85 mm wünschenswert wäre. Wer mehrere Irix-Cine-Optiken besitzt, wird feststellen, dass alle Zahnkränze an den gleichen Stellen angeordnet sind, wodurch Fokusmotoren an der gleichen Stelle bleiben können.

Die 11-mm-Festbrennweite
Die 11-mm-Festbrennweite

Preis versus Leistung

Können Objektive, die nur 5 Prozent der aktuellen ZEISS- Primes kosten, auch nur 5 Prozent von deren optischer Leistung abliefern? Da lässt sich relativ schnell feststellen: Dem ist nicht so. Irix hat sehr gute Objektive für vergleichsweise wenig Geld auf den Markt gebracht. Für alle täglichen Anwendungen sind die Irix-Optiken durchaus eine gute Wahl und beispielsweise für kleine Produktionsfirmen eine gute Option, denn sie können sich Optiken kaufen, anstatt immer wieder zum Rental laufen zu müssen. Grundsätzlich gilt aber, dass Spitzenobjektive eben ihren Preis haben und man definitiv einen Unterschied sehen kann – besonders dann, wenn eine entsprechend gute Kamera hinter den Optiken sitzt.

Fazit

Manuelle Filmobjektive müssen nicht unbedingt 20.000 Euro kosten, sollen sie dazu imstande sein, gute Bilder abzuliefern. Genau das zeigt Irix mit seinen Cine-Objektiven. Für den Netto-Preis von ca. 4.000 Euro lässt sich direkt ein ganzer Satz mit dem gewünschten Mount anschaffen. Die Vollformat-Tauglichkeit qualifiziert die Optiken auch für neueste Kameras. Dennoch dürften auch Besitzer von erschwinglichen Cine-Kameras mit Super-35-mm-Sensor mit diesen Linsen bestens zurechtkommen. Besitzer einer Blackmagic Pocket Cinema Camera 4K oder 6K sollten auf jeden Fall einen Blick auf das Line-up werfen und überlegen, sich die eine oder andere Optik anzuschaffen. Die Bildqualität kann überzeugen und sich durchaus auch in Kombination mit teureren Kameras sehen lassen. Auch an die Besitzer von 8K-Kameras hat der Hersteller gedacht, denn die Optiken schaffen auch die dafür nötige Auflösung. Durch die kompakte, durchdachte Bauweise, gute Funktionalität und Bildqualität bilden die Irix-Cine-Optiken einen verlässlichen Prime-Satz, den man für unterschiedlich geartete Produktionen dabeihaben kann.



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