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Praxistest Audio-Technica System 10

Zuverlässig und lizenzfrei

Das nutzbare UHF-Band wird immer kleiner und manch einer möchte sein Drahtlossystem auch ohne Lizenz und Gebühr betreiben. Das digitale System 10 von Audio-Technica macht das möglich. Peter Kaminski hat es sich für unsere Ausgabe 10/2018 genauer angesehen.

Das System 10 ist bereits seit einigen Jahren auf dem Markt und ein mittlerweile bewährtes System. Die Übertragung erfolgt im üblichen WLAN-Bereich von 2,400 bis 2,484 MHz, und zwar mit einer Wortbreite von 24 Bit und einer Abtastrate von 48 kHz. Die Ausgangsleistung beträgt 10 mW. Die Latenzzeit des Systems liegt bei 3,5 Millisekunden. Das Frequenzmanagement wird vom System 10 übernommen. An einer Komponente muss man lediglich die Identifikationsnummer der Strecke (1 bis 8) einstellen.
Bei einem digitalen System ist neben der Audioqualität besonders die Übertragungssicherheit von Bedeutung. Beim System 10 setzt man auf den Einsatz von verschie- denen Redundanztechniken, um eine hohe Übertragungssicherheit zu gewährleisten. Im 2,4-GHz- Band tummeln sich nämlich neben WLAN noch Bluetooth, ZigBee und andere Systeme. Die drahtlose Tonübertragung muss hier also besonders tolerant gegenüber Interferenzen sein. Um das zu erreichen, überträgt man die Daten beim System 10 gleichzeitig auf zwei Frequenzen. So kann der Empfänger bei Interferenzen eine neue Sendefrequenz anfordern. Die Umschaltung erfolgt dabei unhörbar, da ja auch noch die Ersatzfrequenz zur Verfügung steht. Der Frequenzwechsel erfolgt im Bereich von einer Millisekunde.
Ein weiterer Redundanzmechanismus ist das sogenannte Time-Diversity-Verfahren oder auch Forward-Error-Correction, bei dem Daten zeitversetzt über die Übertragungsstrecke doppelt übertragen und gemeinsam ausgewertet werden. In allen Sendern kommen zwei Antennen zum Einsatz.

SENDER UND EMPFÄNGER

Der Kameraempfänger ATW-R1700 ist in einem Kunststoffgehäuse untergebracht und wiegt lediglich 105 Gramm. Er wird mit einer Blitzschuhhalterung, einem Steckernetzteil sowie einem 3,5-mm-Stereoklinkenkabel ausgeliefert. Der Betrieb erfolgt über einen integrierten Lithium-Ionen-Akku, wobei bis zu zwölf Stunden Betriebs-zeit möglich sind. Das Laden dauert typischerweise 4,5 Stunden.
Der UniPak-Taschensender ATW-T1001 (Gewicht 100 Gramm ohne Batterien) verfügt über ein Display für die Kanal-ID, ein Schalter zum Ein-/Ausschalten mit Betriebs-LED-Indikator sowie eine verriegelbare, vierpolige Hirose-Buchse. Der Ein-/Ausschalter hat auch bei kurzem Antippen die Funktion Mute Ein/Aus. Entsprechend wechselt die Farbe der LED von Grün auf Rot. Die Betriebszeit mit zwei AA-Batterien beträgt sieben Stunden und mehr. Nach Öffnen der Batterieabdeckung hat man Zugang zum Pairing-Taster. Über einen kleinen Trimmer lässt sich der Ausgangspegel anpassen.
Der Handsender ATW-T1002 mit einer dynamischen Mikrofonkapsel mit Nierenrichtcharakteristik hat eine Länge von 255 Millimeter, 50 Millimeter Durchmesser und wiegt 280 Gramm ohne Batterien. Eine Stativklemme wird mitgeliefert. Die Betriebszeit mit einem Akkusatz beträgt sieben Stunden und mehr. Eine Besonderheit beim Handsender ist, dass eine Antenne oben und eine unten im Handgriff verbaut sind. Unabhängig ob man den Handsender oben oder unten umfasst, eine der Antennen hat immer eine freie Abstrahlung.

PRAXIS

Der Dynamikumfang des Systems beträgt mindestens 109 dB. Das System ist in der Tat rauscharm. Die Klangqualität ist sehr gut und überzeugend.
Zum Vergleich haben wir einen Test mit weiteren Drahtlosstrecken vorgenommen, darunter eine DECT-basierte Strecke sowie zwei klassische analoge Systeme im unteren und oberen UHF-Bereich. Man muss hier zwischen Übertragung im Bereich der optischen Sicht und Reichweite in Gebäuden oder durch Wände hindurch unterscheiden. Letzteres kommt bei Drahtlosmikrofon-Kameraanwendungen in der Regel nicht vor und wäre daher bei der Beurteilung praxisfremd. Bei den Tests wurde deutlich, dass Körper- und Gehäuseabschattung erwartungsgemäß bei 2,4 GHz und auch DECT-Systemen mit 1,9 GHz eine größere Rolle spielen als bei UHF-Systemen. Körperabschattung ist schon im praktischen Betrieb von Bedeutung.
Der Hersteller gibt bei optischer Sicht und Störungsfreiheit eine Reichweite von typisch 30 Metern an. Das können wir auf jeden Fall bestätigen, denn innerhalb dieses Radius haben wir auch mit Körperabschattung keinen Systemausfall herbeiführen können. Fading und Ähnliches gibt es systembedingt durch die digitale Übertragung nicht. Ein Ausfall kündigt sich durch kurze Mutes an, aber ohne ein Knacken oder Artefakte im Übergang durch den Codec. Das ist nicht bei allen digitalen Drahtlossystemen so.
Im Radius von bis ca. 50 bis 60 Metern kann man das System bei optischer Sicht einsetzen. Die Reichweiten der UHF-Systeme waren zwar deutlich größer, aber für den normalen Einsatz, zum Beispiel im Reportage-Bereich, wird man 50 Meter doch nur sehr selten überschreiten. Auch Tests mit in unmittelbarer Nähe aufgebauten 2,4-GHz-WLAN-Netzwerken führten zu keinen Störungen oder Aus- fällen. Das System ist hier sehr interferenztolerant. Die Handhabung ist durch das automatische Frequenzmanagement äußerst einfach. Überhaupt gibt es nicht viel, was man beim Betrieb falsch machen kann. Die Verarbeitung wirkt durch die Kunststoffgehäuse nicht so wertig wie andere Systeme, aber trotzdem ist die Elektronik sicher geschützt.

FAZIT

Der Vorteil beim Betrieb des System 10 ist, dass keine Lizenzen erworben werden müssen und dass man es weltweit einsetzen kann. Die Audioqualität überzeugt und im angegebenen Radius funktioniert das System einwandfrei. Ideal für Reportagen und Interviews. Im Filmtonbereich ist es durch die begrenzte Reichweite nur bedingt einsetzbar, aber das ist ja auch nicht die Zielgruppe des Audio-Technica System 10. Probleme beim Betrieb im Bereich von vielen 2,4-GHz-WLAN-Systemen konnten ebenfalls nicht festgestellt werden. Die Bedienung ist sehr einfach und das System hinterlässt einen sehr praxisnahen Eindruck – bei sehr guter Audioqualität ohne die üblichen Kompandereffekte der analogen Systeme. [6475]

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