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So klappt’s mit dem Live-Streaming

Eine erfolgreiches Erstprojekt führte schnell zu einem Folgeauftrag. Unsere beiden Podcaster Johannes Gall und Simon Knobloch berichteten in der Ausgabe 9/2018 von Film & TV Kamera, wie sie das Live-Streaming für ein Seminar des SAE Instituts in Stuttgart realisierten.

Johannes Gall (hinten) und Simon Knobloch

Das Briefing der Institutsleitung: wir sollten eine Podiumsdiskussion zum Thema Karrierestart in der VFX-Branche via Facebook der Öffentlichkeit zugänglich machen, aber dabei aus Budgetgründen ausschließlich Equipment aus dem Pool der Hochschule verwenden. Vier Kameras, zwei davon bemannt, sollten das Bildmaterial für den Liveschnitt liefern. Dafür standen uns eine Sony EX-1, eine Sony EX-3, eine Panasonic AG-DVX200 und eine GoPro Hero3 zur Verfügung. Als Alternative für die GoPro hatten wir noch eine JVC-GY HM100. Jede dieser Kameras benötigte einen Monitor für den Programmreturn und die Tonregie sollte mit einem Multiview bedient werden. Dafür verwendeten wir diverse Computer-Monitore, zwei Fieldmonitore von ATOMOS sowie einen Marshall-Fieldmonitor. Das Signal für den Stream sollte in Full HD bereitgestellt und übertragen werden. Herzstück des Streams war der Bildmischer ATEM Television Studio HD von Blackmagic, der über vier SDI- und vier HDMI-Signaleingänge verfügt. Zusätzlich verwendeten wir einen Mac Pro und einen iMac Pro-Rechner. Für den Ton standen uns drei Sennheiser- Funkstrecken EW100, mehrere Richtrohr-Mikrofone, ein Mischpult Allen & Heath GLD-80 und zwei Abhör-Lautsprecher Rokit RP6 G3 zur Verfügung. Für das Video-Streaming verwendeten wir die Wirecast-Software.

TECHNISCHE UMSETZUNG

Die erforderlichen Arbeitschritte für Planung und Vorbereitung teilten wir uns auf. Während Johannes ein einheitliches On-Air-Design entwickelte und Intro, Bauchbinden sowie Einblendungen in After Effects erstellte, beschäftigte sich Simon mit der technischen Umsetzung. Dabei waren ein sauberer Signalplan sowie einige Gerätetests am wichtigsten und elementar für die sorgfältige Vorbereitung. Da der Bildmischer von Blackmagic eine gewisse Einschränkung in der Signalverarbeitung hat, musste zu Beginn sichergestellt werden, dass alle Signalquellen das gleiche Ausgabeformat generieren können. Das bedeutete für dieses Projekt 1080/50i. Von der GoPro Hero 3, die als Publikumstotale oberhalb der schwarzen Molton-Kulisse angebracht werden sollte, mussten wir uns deshalb sehr bald verabschieden, da diese das geforderte Signal bei unseren Tests nicht ausgeben konnte. Stattdessen versuchten wir es mit der JVC-GY HM100, die allerdings größer und schwerer ist, so dass wir eine neue Befestigungsmöglichkeit finden mussten. Letztendlich scheiterte es genau daran. Mit unseren Mittel konnte eine Kamera von dieser Größe nicht sicher zwischen der Decke und der Kulisse montiert werden.

Damit blieben uns drei Kameras, die klassisch für eine Auflösung mit Schuss, Gegenschuss und Totale genutzt wurden. Per SDI-Kabel waren diese mit dem Mischer verbunden. Ein zweiter Kabelweg zwischen Kamera und Regie führte über den SDI-Aux-Ausgang des Bildmischers zurück zu den Kameras und sorgte so für den Programm- Return. Dieses Signal wurde durch die Fieldmonitore durchgeschleift. Ein dritter Kabelweg war für die Interkom-Anlage vorgesehen. Für den Arbeitsplatz der Bild- und Tonregie wurde jeweils ein Multiview-Signal benötigt. Dies ließ sich über die zwei Multiview-Ausgänge des Mischers, einen in SDI und einen in HDMI, problemlos bewerkstelligen. Für die Ausgabe des Programmbildes gibt es dagegen nur einen SDI-Ausgang.

Wenn das Programmbild also an verschiedene Arbeitsplätze gehen soll, wie etwa bei uns zum Stream und auf einen Monitor der Bildregie, muss das Signal zwangsläufig gesplittet werden. Dafür nutzten wir den SDI-to-HDMI- Microconverter von Blackmagic, mit dem wir das SDI-Signal für den Stream durchschleiften und zusätzlich ein HDMI-Signal für den Regiemonitor bereitstellten – ein kostengünstiger und zuverlässiger Workaround.

Für den Sendeton engagierten wir Andreas Böhringer, Toningenieur und Alumnus des SAE Institutes in Stuttgart. Der Ton des Moderators und der zwei Gäste sollte eigentlich über drei Funkstrecken bereitgestellt werden. Eine der Strecken fiel aber aus unbekannten Gründen aus: Der Empfänger konnte das Signal nicht an des Mischpult ausgeben. Eine Rückmeldung von Sennheiser über den Grund des Ausfalls steht derzeit noch aus. Der gemischte Ton wurde dann über einen XLR-Eingang direkt in den Bildmischer eingespeist, der diesen audio-embedded im SDI- Signal an den Stream weitergab.

Da alle Einspieler und Grafiken nicht über den Mischer, sondern über die Wirecast-Software eingespeist wurden, waren keine weiteren Signale am Bildmischer erforderlich. Der Clean Feed des Programms und der gemischte Ton wurde per SDI an den Arbeitsplatz von Johannes weitergeleitet. Dieser Workflow hatte sich bereits beim ersten Livestream als sinnvoll erwiesen. Die Einspielung von Grafiken über die zweite Ebene legen wir üblicherweise Bauchbinden, weitere Einblendungen und Programmhinweise, darunter in Ebene drei Videos und Einspieler. Der Zugriff auf die Capture-Karte läuft dann über die vierte Ebene. Sollte es noch zusätzliche Audiodateien geben, kommen diese nor- malerweise auf Ebene fünf. Mit Wirecast hätte es noch weitere Möglichkeiten gegeben. Beispielsweise hätte unser Social-Media-Mitarbeiter Zuschauerfragen direkt einbinden können.

Weitere Informationen zu Kamera-Setup und Upload gibt’s morgen.

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