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Wir haben die Panasonic Lumix S1 ausprobiert

Leichtigkeit im Einsatz

Panasonic hat im Februar 2019 eine Kamera mit Vollformat-CMOS-Sensor (35,6 mm × 23,8 mm) ohne Tiefpassfilter veröffentlicht: Die Lumix DC-S1. In unserer Ausgabe 9.2019 testeten wir die Kamera mit Leica L-Mount und diversen Objektiven in unterschiedlichen Arbeitsumgebungen.

Unter den jüngst auf den Markt gebrachten Spiegellosen hatte Panasonic mit der Lumix S1 bereits Vorschusslorbeeren genossen. Die erfolgreiche Lumix-GH-Reihe mit S35-Sensor ließ große Hoffnungen zu. Das größte Feature der Lumix S1 ist der CMOS-Sensor mit den Maßen 35,6 mm × 23,8 mm – Vollformat also. Dieser verfügt über insgesamt 25,28 Megapixel, davon 24,20 MP effektiv. Die S1 bietet für den Sensor die Seitenverhältnisse 4:3 / 3:2 / 16:9 / 1:1 / 65:24 / 2:1. Die beiden letzten sind neu in der Lumix-Reihe. Wir schnappten uns die drei Objektive der SIGMA Art Series 1) 105 mm F1.4 „Monster-Bokeh“ DG HSM 2) 24- 70 mm F2.8 DG OS HSM und 3) 14-24 mm F2.8 DG HSM sowie zwei Lumix-Pro-Objektive von Panasonic, das 50 mm und das 24-105 mm und wollten sehen, was die S1 kann.

VIDEO RECORDING FEATURES

Als Aufzeichnungsmöglichkeiten kann der Nutzer aus verschiedenen Formaten wählen. Neben dem Amateurformat AVCHD Progressive (mit 2-Kanal Dolby Digital Audio) wird der MP4/MOV-Container einmal mit H.264/MPEG-4 AVC (Audioformate wählbar: LPCM oder AAC 2-Kanal) und einmal mit HEVC H.265/MPEG-4 AVC (AAC 2-Kanal) zur Verfügung gestellt. Sowohl H.264 als auch H.265 können 4K aufzeichnen, doch die Qualität unterscheidet sich.

H.264 geht dabei bis 60p mit einem Color-Subsampling von 4:2:0 und 8 Bit (Long-GOP) oder bis 30p bei 4:2:2 und 10 Bit, während H.265 nur bis 30p dafür aber in 4:2:0 10 Bit (Long-GOP) auswählbar ist. In Full HD dagegen ist eine Aufzeichnung bis 180 fps in der Kamera realisierbar. Dabei tritt jedoch eine zusätzliche Begrenzung in Kraft, da im HFR-Modus nur bis zu 15 Minuten ohne Unterbrechung aufgezeichnet werden kann.

Da die S1 ja bekanntlich eine wesentlich höhere Auflösung hat als für 4K Video (QFHD = ca. 8,3 MP) benötigt, stellt sich hier sofort die Frage, wie die effektiven Pixel hier genutzt oder umgerechnet werden. Auch da gibt es zwischen 25p/30p und 50p/60p wieder bedeutende Unterschiede. Während bis 30p noch die vollständige Sensorbreite genutzt und der komplette Sensor im jeweiligen Seitenverhältnis ausgelesen wird, kommt bei 4K im Modus mit 50p/60p ein Crop-Faktor von ca. 1,5 ins Spiel, bei dem unter gleichzeitigem Einsatz des sogenannten Pixel-Binnings – das Verrechnen von elektrischen La- dungswerten beieinander liegender Pixel – und ohne Line- Skipping natürlich auch ein Verlust eines Teiles des Bildwinkels entsteht. Daraus resultiert dann ein Umrechnungsfaktor der Brennweiten für alle verwendeten Objektive. Dies kann selbstverständlich wie immer gezielt als Telephoto-Effekt ohne Qualitätsverlust genutzt werden, jedoch bei diesen höheren Bildwiederholraten eben auch ohne Alternative. In dem von uns für viele Produktionen präferierten 4K 50p wird aus einem 24-105 mm Objektiv schnell ein etwa 36-157,5 mm Objektiv, dem Weitwinkelcharakter verloren geht.

VERHALTEN BEI LOWLIGHT

Die Lumix S1 lässt High-ISO-Einstellungen bis 51.200 ISO zu, doch dabei stellen sich die Fragen: Welche Werte sind praktikabel, ab wann sind Chrominanz- oder Luminanz- Rauschen nicht mehr akzeptabel? Oder für welche Anwendungsfelder wäre es noch annehmbar? Unserer Einschätzung nach wären ISO-Werte bis etwa 25.600 bei 4K, 30p noch wirklich gut brauchbar (auch ohne gesonderte Rauschreduzierung). Manche Kollegen erweitern diesen Bereich in ihrer Einschätzung sogar auf bis ca. 30.000 ISO. Bei darüber liegenden Werten ist das Material auch nicht direkt unbrauchbar, es verfügt aber natürlich über höheres Rauschen, welches mit üblichen Tools bearbeitet werden kann.

STABILISIERUNG

Eine von vielen erwartete Funktion ist eine kamerainterne Stabilisierung des Bildes. Dazu steht dem Benutzer bei der Lumix S1 ein 5-Achsen-Body (Sensor- Shift) und ein 2-Achsen O.I.S. (Optical Image Stabiliser) also zusammen ein Dual-IS zur Verfügung, welcher bei Freihandaufnahmen 6 Blendenstufen längere Belichtungszeiten ermöglicht. In der Praxis haben wir das unter anderem mit dem SIGMA 105 mm F1.4 ART Series Objektiv (ohne IS) und einem Canon 70-200 mm F2.8 IS USM II ausprobiert. Tatsächlich ist es möglich, die 105 mm des SIGMA-Objektivs nahezu wie vom Stativ aus der Hand zu führen und auch mit den 200 mm kommt man mindestens für fotografische Zwecke noch sehr weit. Zur Abrundung der Funktion gibt es auf dem LCD-Touch-Screen eine gesonderte I.S.-Statusanzeige, die der Visualisierung und Interpretation von Vibrationen dient. Es ist natürlich hilfreich, wenn zusätzlich auch Objektive zum Einsatz kommen, die ebenfalls stabilisiert sind.

ERGONOMIE, HANDLING & GEWICHT

Hat man als Anwender bereits Erfahrung mit der Panasonic DC-GH5 oder der DC-GH5S gesammelt, so wird sicher der Gewichtsunterschied zur S1 auffallen. Während die GH5 mit ca. 725 Gramm (SD-Karte, Akku, Gehäuse) aufwartet, so bringt die S1 ca. 1.017 Gramm (SD-Karte, Akku, Gehäuse) auf die Waage. Die 300 Gramm mehr Gewicht haben prompt eine positive Auswirkung auf Ausdauer, Belastung der Handgelenke, ruhige Führung und „Leichtigkeit im Einsatz“ gezeigt.

Der Slot für die Speichermedien auf der Rückseite.

Insgesamt sollte man aber festhalten, dass es sich immer noch um eine doch eher kleine Kamera (15 × 11 x 10 cm) im Verhältnis zu konkurrierenden DSLR- oder DSLM-Geräten handelt. Der Handgriff ist ergonomisch ausgestaltet, fühlt sich robust und kompakt an und liegt gut in der Hand. Das Gehäuse ist wie bei vielen dieser Kameratypen mit einer Magnesiumlegierung versehen und zusätzlich gegen Spritzwasser und Staub geschützt. Offensichtliche Mängel oder Probleme konnten wir hier bei unseren Arbeiten nicht feststellen, wenngleich die Kamera in unserem Falle auch weder in der Wüste, noch in der Arktis oder im Dschungel zum Einsatz kam. Den Dauereinsatz auf der Rotary International Convention in Hamburg hielt sie gut durch.

Zudem soll die Kamera anders als die meisten DSLR/DSLMs, die Herstellerseitig meist für etwa 0 bis 45°C ausgelegt sind, auch bis –10°C noch verlässlich genutzt werden können. Abschließend kann man sagen, dass die Bauform und äußerliche Beschaffenheit der S1 insbesondere zu einigen Leica-Modellen eine gewisse Verwandtschaft aufweist.

VIDEO-FUNKTIONEN: DMW-SFU2 UPGRADE, V-LOG UND WAVEFORMER

Wer die S1 professionell videografisch einsetzen will, kommt an dem angebotenen Firmware-Upgrade meiner Meinung nach nicht vorbei. So bringt es neben den bereits erwähnten verbesserten internen und externen Aufzeichnungsmöglichkeiten einen deutlich umfassenderen Kontrastumfang von 14+ Blendenstufen laut Hersteller durch V-Log und ebenso eine qualitativ hochwertige und gut einsehbare Wave- form-Monitor-Funktion mit. Zusätzlich wird mit dem Upgrade auch die Möglichkeit freigeschaltet, LUTs direkt in die Ausgabe aus der Kamera für einen Regie-/Kundenmonitor zu applizieren und höherwertige Soundqualität bis zu 96 kHz/24 Bit bei Verwendung des XLR-Adapters und Nutzung des MOV-Containers aufzuzeichnen. Mit der kostenfreien Firmware 1.2 wird die AF-Tracking- Funktion optimiert, die ohnehin schon sehr gute Bildstabilisierung der Kamera verbessert und laut Herstellerangabe zusätzlich der Betrieb mit XQD-Karten stabiler. Wir haben allerdings ohnehin beim Betrieb mit XQD-Karten keinerlei Unsicherheiten feststellen können.

FAZIT

Die 5-Achsen-Stabilisierung (Dual-IS), eine sehr pas- sable Bildqualität, der hochauflösende und dadurch sehr scharfe, auch für Brillenträger frei einstellbare OLED- EVF mit beeindruckender 120-Hz-Bildwiederholrate zählen sicher zu den wesentlichen Features der Kamera. Der erweiterte V-Log-Kontrastumfang, der auch bei extremen Unterbelichtungen von -4 Stops noch nutzbare Ergebnisse produziert und das geringe Eigenrauschen der Kamera überzeugen von selbst. Ebenso positiv einzustufen sind die Robustheit, der lang durchhaltende Lithium-Ionen- Akku (7,4 V, 3.050 mAh, 23 Wh) und die verschiedenen Aufzeichnungsoptionen auf SD- und XQD-Speicherkarten. Mit FHD bis 180p ist man ebenso bei der aktuellen Marktsituation ganz gut aufgestellt. Schließlich ist auch die neue Menüstruktur mit freien Konfigurationsoptionen der Menüpunkte sehr attraktiv. [9819]

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