Anzeige
Anzeige
Im Einsatz für Rosenmüllers „Unheimlich perfekte Freunde“

Immer flexibel mit dem Motion Control Rig

Oft zucken Produzenten zusammen, wenn sie “Motion Control” hören. Teuer und zeitraubend. Die Kameraleute Stefan Biebl und Holger Fleig wollten das bei Regisseur Marcus H. Rosenmüllers „Unheimlich perfekte Freunde“ anders machen und wählten eine Kombination aus Kessler-Slider und Cinedrive-Motor. Wir haben uns den Aufbau für unser Heft 07-08/2019 angeschaut.

Foto: Hans Albrecht Lusznat

Die Doppelgänger-Aufnahme ist ein visueller Topos in der Filmgeschichte und gehörte zu den ersten Filmtricks, die erprobt wurden. Schon traditionelle Clown-Nummern spielten gerne mit Spiegel, Spiegelbild und Doppelgänger und wer heute damit arbeiten will, kommt um ein Zwillingspaar oder um computergesteuerte Tricktechnik, sprich Motion Control, nicht herum. Spätestens da schrillen bei jedem Produzenten die Alarmglocken, weil Motion Control und „Teuer“ bisher ein Synonym waren. Dass dem nicht so sein muss, haben die Kameramänner Stefan Biebl als DoP (BVK), Holger Fleig (BVK) und Regisseur Marcus H. Rosenmüller bei ihrem neusten Film „Unheimlich perfekte Freunde“ bewiesen. Es handelt sich um einen Kinderfilm, dessen Hauptdarsteller in einem Spiegelkabinett ihre Spiegelbilder als Doppelgänger aus der Glasfläche ziehen. Mehrere Doppelgängerpaare, das klingt nach richtigem Aufwand. Deshalb machte sich Holger Fleig in der Vorbereitungsphase auf die Suche nach einer kostenverträglichen und möglichst wenig aufwändigen Alternative. Fündig wurde er bei der Firma Kessler, die einen stabilen Sliderdolly und das motorisierte Timelapse-System Cinedrive im Programm hatten. Und weil man sowieso schon an einer schnellen Realzeit-Variante des Cinedrives arbeitete, versprach Kessler eine neue Software für die Motion-Control-Anwendung. Das System sollte Kamerafahrten ermöglichen, alle Daten aufnehmen und abspeichern und auch nachträgliche Korrekturen zulassen. Die endgültige Bewegungsvariante musste dann präzise mehrfach reproduzierbar sein. Der Shuttle Dolly läuft auf zwei 1,5-Zoll-Rohren, wobei der Rohr-Durchmesser zwischen 31 und 38 mm variieren kann und so auch Fremdfabrikate zulässt. Mindestens alle zwei Meter müssen die Rohre abgestützt werden. Dazu gibt es Schwellen, Stative und spezielle Stützen. Der Fahrwagen läuft auf 16 in V-Form angeordneten Rollen und kann mit maximal 50 Kilo belastet werden. Die Fahrbewegung erfolgt mit Elektromotor entlang eines neben der Schiene gespannten Zahnriemens. Fahrlängen bis 15 Meter sind problemlos realisierbar. Der Cinedrive-Schwenkkopf von Kessler kann mit Kamera-Optik-Kombinationen bis 11 Kilo beladen werden. Bis zu zehn Bewegungsachsen können in das Steuerungssystem integriert werden. Geschwenkt und gefahren wird der Dolly über einen Joystickcontroler.

Foto: Hans Albrecht Lusznat

MEHR SZENEN ALS GEPLANT
Holger Fleig und Stefan Biebl haben sich in den Monaten vor Drehbeginn intensiv mit der Bedienung befasst und die Möglichkeiten und Limitierungen des Systems ausgelotet. Sie befanden es als ausreichend flexibel, um es der Produktion zu empfehlen. Zusammen mit Marcus H. Rosenmüller gründeten sie die Firma Fixmoco und kauften das System. So hatten sie die Technik jederzeit am Set. Bei den Dreharbeiten erwies sich die Anwendung des Systems als so vorteilhaft, dass deutlich mehr Szenen mit der mobilen Motion Control gedreht wurden als vorgesehen. Mit einer Vorlaufzeit von etwa 15 Minuten ist das System einsatzbereit, wobei der Aufbau bei Bedarf größtenteils außerhalb des eigentlichen Sets erfolgen kann und somit den Drehablauf sehr wenig beeinträchtigt. Für die entsprechenden Einstellungen wird die Schiene dann fertig aufgebaut in das Set gestellt, was bei ihrem leichten Gewicht gegenüber allen anderen Motion-Control-Systemen ein großer Vorteil ist. Als unbedingt notwendig hat sich eine halbtransparente Playbackmöglichkeit des ersten gelungenen Takes erwiesen, mit dem dann der Doppelgänger zu kombinieren ist. So lassen sich in Echtzeit eventuelle Überschneidungen und Unstimmigkeiten zwischen den beiden zu kombinierenden Szenen sofort feststellen. Unterstützend war Stefan Tischner von ARRI Media als VFX-Supervisor bei diesen Szenen am Set. Die sofortige Kontrolle spart später in der Nachbearbeitung viel Zeit und Geld. Weil man für die Motion-Control-Aufnahme eine Preroll mit Startzeichen programmieren kann, ist das synchrone Einstarten des Playbacks möglich. Motion Control erfordert vom gesamten Team einen hohen Grad an Disziplin. Nichts darf zwischen den beiden Takes am Set verändert werden, weder in der Deko noch an der Kamera. Ein Akkuwechsel verbietet sich. Die Schärfe wird nur ferngesteuert und auf den agierenden Schauspieler gelegt. Verzichtet man auf extrem flache Schärfentiefe, lassen sich auch unterschiedliche Schärfenebenen im Raum kombinieren und fallen später höchstens dem Fachmann auf. Mit reichhaltiger Erfahrung ist das Team von Fixmoco jetzt auch als Dienstleister unterwegs. Die Anlage wird nur mit ein oder zwei Personen zur Bedienung verliehen. Ergänzend kann die Postproduktion hinzu gebucht werden. Die Kosten sind somit gut kalkulierbar.

[9338]

Anzeige

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.