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Die Canon C500 Mk II bei Dreharbeiten auf Barbados

Im Licht der Karibik

Als man noch reisen durfte, konnte unser Tester Mark Zdunnek in Ausgabe 5.2020 mit der Canon C500 Mk II auf der Karibikinsel Barbados drehen und dabei die neue Kamera eingehend ausprobieren.

Fotos: Mark Zdunnek

Im Januar 2020 hatte ich die Gelegenheit, mit der Canon C500 Mk II als Hauptkamera auf einer Reise nach Barbados zu drehen. Die vielfältige Landschaft der Karibikinsel und die Strände der Westküste boten ein auch audiovisuell paradiesisches Umfeld für unsere Arbeit. Kultivierte, natürliche oder transformierte Forst- und Gartenanlagen wie „Hunte’s Garden“, „Orchids World“ oder der „Flower Forest“ standen ebenso auf der Drehliste wie urbane Eindrücke aus dem Süden und Westen der Insel. Dies bot uns ein gutes Umfeld, um die Kamera im praktischen Arbeitsumfeld in vielen Dimensionen zu erkunden und produktiv einzusetzen.

Modularer Aufbau

Wenn man die C500 Mk II zum ersten Mal aus dem Karton nimmt, zeigt sich sofort sehr anschaulich, mit welch leichtem und kompaktem Kameramodell man zu tun bekommt. Mit gerade einmal 1,75 Kilogramm Gewicht für den Body ist die C500 bereits 250 Gramm leichter als einer ihrer wesentlichen Kontrahenten, die Sony PXW-FX9. Ein wesentlicher Aspekt in diesem Kontext ist, dass bei der C500 MKII viel hochwertiges Hartplastik anstelle von Metall verbaut wurde. Sogar noch leichter ist allerdings die Kinefinity MAVO LF mit 990 Gramm, die wir für das Heft 04.2019 von Film & TV Kamera getestet haben. Das hilft vielleicht, das Gewicht der C500 Mk II besser einzuordnen.

Der Kamerabody lässt sich modular erweitern.

In diesem nicht nur leichten, sondern mit Abmessungen von 153 × 148 × 168 Millimetern (B × H ×T) auch sehr kompakten Gehäuse steckt eine nach unseren Erfahrungen äußerst leistungsfähige Technik, die auch ohne große Anbauten überzeugende Ergebnisse liefert. Für ruhiggestellte Bilder ohne Stativ kann man nämlich durchaus auch ohne externe Kamerastibilisierungssysteme wie Gimbals auskommen. Denn die C500 Mk II Kamera hat nämlich bereits einen digitalen 5-Achsen-Bildstabilisator an Bord, der zum ersten Mal in dieser Form Einzug in die Cinema-EOS-Serie Einzug gefunden hat und in den allermeisten Fällen absolut ausreichen dürfte. Natürlich hat dieses System seine Grenzen, die man selbst austesten kann: Filmt man nah und mit nur wenig absichtlicher Kamerabewegung beispielsweise eine Person, deren Kopf im Fokus ist und sich bewegt, dann können durch die digitale Stabilisierung Artefaktbewegungen, also ein leichtes Tracking des Kopfes entstehen.

Ein echtes Highlight ist der mit 4,3 Zoll im Verhältnis zur Kamera riesige, mit seinen Halterungen vielseitig dreh- und klappbare und an typische Haltepositionen anpassbare LCD-Monitor LM-V2 mit 1,23 Millionen Pixeln. Seine Vorteile: Die Helligkeit reicht für den Tageslichteinsatz in allen Lebenslagen, auch unter Karibiksonne, die Touchscreen-Funktionalität, die wesentlichen Funktionstasten und die Tastsache, dass er von der Größe her in vielen Situationen einen externen Aufsteckmonitor überflüssig machen könnte. Der Nachteil: Die Auflösung des Monitors liegt unter Full-HD und ist daher nur eingeschränkt zur Schärfebeurteilung geeignet.

Funktionssteuerung

Wer bestimmte Anforderungen an Tastenpositionen hat, der hat wahrscheinlich über die Jahre klare Präferenzen herausgearbeitet oder auch immer wieder mal verändert. Da ich regelmäßig mit Kameras von verschiedenen Herstellern arbeite, ist für mich persönlich wichtig, dass Systeme bereits von Anfang an sinnvoll und logisch aufgebaut sind oder schnell erlernbar sind, weil sie an etablierte Muster anknüpfen. Das erlaubt, sehr schnell und intuitiv mit einer Kamera zu arbeiten, selbst wenn diese ganz neu ist.

Spaß beim Testen: Die Canon C500 Mk II bewies sich auf Barbados.

Bei der C500 Mk II sind das Layout, die Positionen, die Auswahl und das tatsächliche Touch & Feel der Kamera klar und übersichtlich angeordnet. Es gibt 15 vorkonfigurierte, aber frei belegbare Funktionstasten am Body, wenn man die Stellräder und das Menüsteuerkreuz mitzählt. Zwei weitere finden sich am LCD-Screen. Auch die Speicherklappe, die das (wenn überhaupt) fragilste Teil der ganzen Konstruktion darstellen dürfte, die Dual CFExpress Card Slots, die REC-Tasten sowie Tasten-Lock und Tastenlicht für den Einsatz im Dunkeln sind als rundum gelungen hervorzuheben.

An der Stelle lohnt sich noch ein genauerer Blick auf die zwei Steckplätze für die CFExpress-Karten. Zeichnet man in Cinema RAW Light in 5.952 × 3.140 und einer Datenrate von 2,1 Gbps auf, so kann man ungefähr 30 Minuten auf einer 512-GB-Karte aufzeichnen. Bei 4.096 × 2.160 und 1 Gbps sind es dann schon etwa 65 Minuten. Dankenswerterweise hat der beigefügte CFExpress Card Reader mit USB-C Konnektivität eine Übertragungsgeschwindigkeit von nominell bis zu 1.250 Mbps Das reicht aus, um eine 512-GB-Karte, bei der wie üblich nur rund 480 GB tatsächlich nutzbar sind, je nach Zielgerät tatsächlich mit Geschwindigkeiten größer als 1 Gbps innerhalb von ungefähr sechs bis acht Minuten ausgelesen. Dies ist uns im Test be- sonders positiv aufgefallen.

Was allerdings am Body ebenfalls auffällt, sind die digital per Knopfdruck elektronisch steuerbaren Zustände des vielstufigen ND-Filters. Dieser ist bedauerlicherweise in dem von uns getesteten Modell ähnlich langsam wie im Kameramodell auf der IBC 2019. Damit ist das Durchwechseln der ND-Filter zu einer echten Behinderung mit Zeitverlust geworden, denn das aufgezeichnete Bild ist während des Wechsel nicht nutzbar. Ansonsten sind die zahlreichen Stufen des hochwertigen Vollformat-ND-Filters Clear, 2, 4, 6 und zusätzlich im erweiterten Modus durch Layering erzielten 8 und 10 Blenden sehr beeindruckend und funktionieren einwandfrei. Der langsame ND- Filterwechsel ist dann auch schon die größte Schwäche einer ansonsten herausragenden Kamera.

Top-Funktionen

Die Kamera eignet sich aufgrund ihres geringen Gewichts und der kompakten Bauform geradezu perfekt für den Einsatz auf Gimbals wie etwa dem Freefly Systems M VI Pro, Gudsen MOZA Pro oder dem DJI Ronin 2. Das enthaltene Canon UN-5 EVF-Kabel ist mit nur 50 Zentimetern Länge etwas kurz geraten, wenn man das Display am Gimbal befestigen will. Hier bietet sich alternativ das längere UN-10 EVF-Kabel mit einem Meter Länge an, das jedoch mit einem Brutto-Preis um ca. 275 Euro recht teuer kommt. Man kann natürlich auch über SDI oder HDMI einen anderen Monitor am Gimbal arretieren. Dann verliert man allerdings die Touchscreen-Steuerfunktionen wie beispielsweise die gerade auf Gimbals sehr hilfreiche intuitive Touch-Autofokus-Funktion.

Der Sucher ist großzügig ausgelegt und taugt für den Einsatz bei Tageslicht selbst unter tropischen Bedingungen.

Zu den herausragenden Software-Funktionen der C500 MKII zählen die komplexe User-LUT Einbindungsmöglichkeit und der einfache Zugriff auf die LUTs durch eine speziell hierfür vorgesehene Gehäuse-Taste sowie die Unterstützung der international renommierten ACES-Umgebung. Der vom Hersteller mit mehr als 15 Blenden ange- gebene Kontrastumfang lässt sich mittels High Dynamic Range-Unterstützung unter Implementierung der Stan- dards SMPTE ST 2084 und ITU-R BT.2100 wirklich gut in der Praxis einsetzen.

Wir haben die Herstellerangabe des Kontrastumfangs nicht mittels standardisiertem Testverfahren überprüft. Solche Tests ergeben oft, dass die angegebenen Werte nicht ganz erreicht werden. Wir konnten die Kamera allerdings bei 35 bis 38° Celsius und prallem Sonnenschein unter Palmen ausprobieren. Dabei ließ sich das Verhalten der Kamera, insbesondere die Fähigkeit, noch die tiefsten Schatten der Pflanzen und gleichzeitig bei großer Farbenpracht sowie hohem Detailreichtum den strahlenden Himmel abzubilden, im Bild beobachten. Schon in der Praxis vor Ort war klar: Es wird zunehmend schwerer, Situationen in realen Umgebungen zu kreieren, die einen solch massiven Dynamikumfang an seine Grenzen bringen.

Es stehen bereits Bild-Voreinstellungen wie BT.709 und Konsorten zur Verfügung, die bereits die allermeisten Anwendungsfälle abdecken dürften. Zusätzlich lassen sich eine Vielzahl von Farb- und Bildeinstellungen beeinflussen. Darunter befinden sich eine in zwölf Stufen auswählbare Rauschreduzierung, die sich auch komplett abschalten lässt, eine selektive Rauschreduzierung und eine Vielzahl weiterer Einstellungsoptionen, die kaum Wünsche offenlassen sollten.

Auch wenn sie keine neue Funktionen sind: Der Waveform- Monitor, die False-Color-Anzeige und der Dual-Pixel-Focus- Guide zählen meiner Ansicht nach zu den besten der Industrie. Der auch von vielen Kollegen gelobte Dual-Pixel CMOS-Autofokus macht dabei einen so professionellen Eindruck, dass er zumindest in vielen dokumentarischen Situationen sehr angenehm, schnell, präzise und auch bei geringer Schärfentiefe meist umgehend perfekt auf den Punkt trifft, so dass man sich als Einzelkämpfer an der Kamera auf Komposition und Bildgestaltung konzentrieren kann und nicht vor lauter Beschäftigung mit dem manuellen Fokus denselben verliert.

Zu den wichtigen Features der C500 Mk II zählt für mich auch die 12G-SDI Schnittstelle, da eine Kamera mit einem solch leistungsstarken Sensor auch entsprechende Ausgabemöglichkeiten haben sollte, hier bis zu 4K @ 59,94 fps; unkomprimiert über ein Kabel. Ferner hat Canon bereits nativ die Unterstützung von Anamorphoten mit den Stauchfaktoren 1,3 und 2,0 in die Software implementiert und liefert außerdem eine objektivabhängige Vignettierungskorrektur.

In dem von der Kamera abgedeckten Bereich von ISO 100 bis ISO 102.400 werden Aufnahmen bis mindestens ISO 12.800 ein scharfes, klares und wenig rauschendes Ergebnis liefern. Bis zu diesem Wert kann man in den allermeis- ten Anwendungsfällen problemlos und sorgenfrei auch bei nächtlicher Stimmung drehen. Aber auch darüber hinaus lassen sich für spezielle dokumentarische Anwendungszwecke oder unter zusätzlicher Verwendung von Cleaning-Plug-ins wie Neat Video oder dem Red Giant Magic Bullet Denoiser III herausragende Ergebnisse erzielen.

Fazit

Dass die Canon C500 Mk II eine beeindruckende Kamera ist, dürfte bis hierhin klargeworden sein. Lediglich die auf 120 fps und 2K/HD limitierte HFR-Funktion hat Luft nach oben, denn HFR wäre auch in 4K schön. Außerdem bleibt zu hoffen, dass der ND-Filterwechsel mit Firmware-Updates noch erheblich beschleunigt werden kann.

Die 5,9K-Aufnahmen bis zu einer Auflösung von (5.952 × 3.140 Pixel) sind scharf und sauber mit selbst in hoher Verstärkung kaum wahrnehmbarem Rauschen. Die interne Cinema-RAW-Light-Aufzeichnung und der Dynamikumfang von mehr als 15 Blendenstufen reiht die Kamera unter die aktuell leistungsstärksten Kinokameras ein. Die Kompaktheit und unkomplizierte Gimbal-Einsatzfähigkeit sind sehr angenehm und die Full-Frame-Bildästhetik mit ihrer Möglichkeit zur Gestaltung geringer Schärfentiefe runden den positiven Gesamteindruck ab. [12478]

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