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Canon XF400 mit Dual-Pixel-CMOS-AF im Ausbildungs-Dreh

Kameramann und Dozent Bernd Siering drehte mit seinen Schüler am Berufskolleg Rheinbach mit der broadcast-bewährten Canon XF400. In seinem Erfahrungsbericht für  unsere Ausgabe 12/2018 ging es insbesondre um den Dual-Pixel-Autofokus.

Manchmal hat der unverbaute Blick eines Kamera-Anfängers auf das System „Camcorder“ durchaus seine Vorteile. Zum Beispiel fehlt beinahe allen Schülerinnen und Schülern das ansonsten bei erfahrenen Kameraleuten tief eingebrannte Misstrauen gegenüber Automatiken aller Art. Am liebsten drehen sie nämlich mit allen selbsttätigen Einstellhilfen, die ein Camcorder so zu bieten hat. Dabei ist der Argwohn der Erfahrenen aber im Licht der neuesten technischen Entwicklungen nicht unbedingt mehr aktuell – zum Beispiel, wenn es um die Schärfe geht. Da ist das korrekte Einstellen des Fokus beim Dreh in 4K auch für Profis oft ein Problem, und bei Ungeübten liegt sie noch öfter schlicht daneben.

Aber es hat natürlich einen guten Grund, dass Automatiken einen schlechten Ruf haben. Sie waren träge, nervös, pumpten von hier nach da und somit war ihre Verwendung im fertigen Bild unerwünschterweise deutlich sichtbar. Es hieß also zu Recht: im professionellen Einsatz die Finger davon lassen!

DUAL PIXEL CMOS AF

Diese Auffassung muss man aber revidieren, spätestens seit Canons Dual Pixel CMOS AF System mit der Cinema EOS C100 vorgestellt wurde und es zwischenzeitlich in viele andere Camcorder geschafft hat – so auch in den Canon XF400.

Zunächst ein wenig Theorie. Die Grundvoraussetzung Canons Autofokus-System wird mit „Dual Pixel“ schon in der Bezeichnung offenbar. Das System beruht auf Sensor-Pixeln, die aus zwei separaten Photodioden bestehen. Dabei kann jede dieser Dioden ein vollständiges Signal liefern, das in der Summe beider Dioden von der Kamera simultan verarbeitet werden kann. Um aus diesen beiden Signalen eine Schärfeinformation zu berechnen, geht die Kamera ganz ähnlich wie das menschliche Auge vor: die Signale werden verglichen und anhand der Differenz der beiden Bilder kann die Kamera genau bestimmen, in welche Richtung und wie weit die Fokuslinse bewegt werden muss, um den betreffenden Bildinhalt in maximaler Schärfe abzubilden. So lässt sich eine rasche und genaue Fokussierung realisieren, die völlig ohne das gefürchtete Pumpen auskommt und stattdessen sofort auf den Punkt scharfstellt, denn das Hin- und Herfahren der Schärfe bei einem Iterationsverfahren mit Kontrastvergleich, an dessen Ende die optimale Schärfe steht, entfällt komplett.

PRAXIS

Das System funktioniert natürlich nur dann, wenn man der Kamera explizit mitteilt, welcher Bildinhalt denn scharfzustellen sei. Man muss also ein Autofokus-Messfeld definieren. Das Dual- Pixel-System der ersten Generation war dabei noch fest und unverrückbar auf die Mitte des Bildes ausgerichtet und deckte dabei ungefähr 20 Prozent des kompletten Frames ab. Mittlerweile ist es möglich, das Messfeld je nach Bedarf innerhalb eines gewissen Frame-Bereiches manuell zu verschieben. Dazu stehen etwa 80 Prozent des Gesamtbildes zur Verfügung. Zur Positionierung des Messfeldes kann einer der Joysticks am Camcorder verwendet werden.

In den seltensten Fällen werden die aufzunehmenden Objekte oder Subjekte jedoch im zuvor festgelegten Messfeld verharren. Deshalb ist es mit dem Dual-Pixel-Autofokus auch möglich, Bildinhalt für die optimale Schärfe zu tracken. Dabei stehen zwei Funktionen zur Verfügung, die in der Praxis als recht nützlich erwiesen haben und in der Zusammenarbeit mit dem Autofokus auch zuverlässig funktionieren. Zum einen lassen sich Gesichter erkennen und tracken. Dasselbe ist auch mit beliebigen Objekten möglich.

Gerade das Gesichtstracking hat sich in unübersichtlichen Reportage-Settings, in denen Kamera-Schüler heillos überfordert wären, als wichtiges Feature erwiesen. Aber auch in eher statischen Situationen, etwa einem fest eingerichteten Interview vom Stativ, leistet das System gute Dienste, etwa wenn ein lebhafter Interviewpartner sich während des Gesprächs viel nach vorn und hinten bewegt – und üblicherweise genau dann etwas besonders Wichtiges sagt, wenn er gerade eben aus der Schärfe gewandert ist. So etwas gehört nun der Vergangenheit an.

Doch selbst für Skeptiker, die einem Nachführautofokus immer noch nicht über den Weg trauen, bietet die Kamera eine neue Funktion, die ebenfalls auf der Dual-Pixel-Technologie basiert. Der sogenannte Focus Guide ist ein Fokusindikator, der nicht nur anzeigt, ob man in der Schärfe liegt oder nicht, sondern auch, ob der Fokusring in Richtung unendlich oder Nahbereich gedreht werden muss, um in der optimalen Schärfe zu landen. Das Messfeld des Focus Guides lässt sich sogar mit der Gesichtserkennung verknüpfen, so dass es immer auf dem Gesicht des Protagonisten liegt, selbst wenn dieser sich innerhalb des Frames bewegen sollte. Die Schärfe kann dann von Hand nachgeführt werden. Im Grunde ein schöner Kompromiss – auf den die Kamera-Klasse jedoch gern verzichtet hat. Da wurde ohne auch nur den Hauch eines Zweifels mit der Automatik gedreht. [7139]

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