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UHD-Blu-rays – Fake 4K oder echtes 4K?

Mit der Nase auf dem Display

Timo Wolters schreibt seit 16 Jahren DVD- und Blu-ray-Rezensionen für renommierte Test-Magazine und seit sechs Jahren auch auf seinem privaten Blog. Seit vier Jahren sind auch UHD-Blu-rays mit dem Label „4K HDR“ darunter. Dass nicht immer das auf der Scheibe ist, was auf dem Label steht und warum das nicht immer schlimm sein muss, hat er uns in der Ausgabe 11.2020 verraten.

Alle wollen 4K. Produktionsstandards von Serie und Spielfilm haben sich – zuletzt stark von Netflix getrieben – in die Richtung von 3.840 oder gar nativen 4.096 Zeilen verschoben. Auch High Dynamic Range ist bei öffentlich-rechtlichen Sendern immer wieder Anlass zu Leuchtturmprojekten und hat sich im Bereich der Naturdokus bereits etabliert. Aber kommen 4K und HDR auch beim Zuschauer an? Die immer besser werdenden Heimkino-Standards in Sachen HDR und 4K-Auflösung sprechen dafür. Außerdem stieß zur Full-HD Blu-ray von 2006 dann 2016 die UltraHD-Blu-ray hinzu, die 4K und HDR versprach. Aber können die Scheiben diese Qualität auch tatsächlich liefern?

Fachjournalist Timo Wolters

Faszination Bildtonträger

Damit beschäftigt sich der Fachjournalist Timo Wolters. Der leidenschaftliche Cineast schreibt seit 2004 über DVDs, Blu-rays und Beamer. Beim Fachmagazin „Heimkino“ widmete er sich bis 2014 den technischen Themen rund um Heimkino-Setups. Anfang der 1990er machte er nach der Schule zunächst eine Ausbildung zum Radio- und Fernsehtechniker und legte ein Fachabitur sowie ein Studium der Sozial- und Politikwissenschaften nach. Während des Studiums begann er zunächst als freier Autor beim „Heimkino“-Magazin und schrieb dort Rezensionen. Nach seiner Festanstellung stieg er auch in den Test von Geräten ein, bei ihm waren das vor allem Beamer für das Kinoerlebnis zuhause. 2014 verkleinerte der Verlag das Team. Wolters verlagerte seinen beruflichen Schwerpunkt, blieb aber Rezension und Test treu und schreibt heute unter anderem auch für die c’t. Zudem zog er den Blog „Blu-ray-Rezensionen.net“ auf. „Da habe ich eine deutliche Konzentration auf die technischen Aspekte“, sagt Timo Wolters. „Online gab es in dem Bereich noch eine Lücke.“ Der Blog bekam schnell eine Eigendynamik und wurde zur Anlaufstelle für technische und inhaltliche Aspekte der Bildtonträger. Seit der Einführung der UHD-Blu-ray ist der Markt um eine interessante Neuerung – aber auch um ein Ärgernis – reicher.

Die 2016 veröffentlichte UltraHD-Blu-ray erreicht bei Dual-Layer-Discs Kapazitäten zwischen 50 GB (92 Mb/s) und 66 GB (123 bzw. 144 Mb/s) und bei Triple-Layer-Discs sogar 100 GB (123 bzw. 144 Mb/s). Der Codec für die hochauflösenden Bildinhalte ist H.265 (MPEG-H Part2), auch als HEVC bekannt. Obwohl die UltraHD-Blu-ray oft mit dem Hinweis „4K UltraHD“ beworben wird, ist die Auflösung nur 3.840 × 2.160 Pixel. Ein Fakt, der besonders von überkritischen Forumsdiskutanten immer wieder als Beweis dafür herangezogen wird, dass es sich bei der UHD-Blu-Ray um eine „Mogelpackung“ handele.

Test-Setup

Wolters sieht das nicht so. Er differenziert vor allem nach den Qualitätskriterien, die auch vor der UHD-Blu-ray bereits gültig waren. Diese prüft er in seinem Heimkino-Setup. Das besteht aus den zwei UHD-BD-Playern Panasonic DMP-UB900 und Panasonic DP-UB824EGK sowie dem Fernsehgerät LG OLED55B7D. Mit 55 Zoll ist das Display groß genug und unterstützt die HDR-Standards Dolby Vision und HLG. Für HDR10+ musste er eigens noch einen Panasonic TX-55GZW954 TV anschaffen. „Ich habe mich aktuell darauf eingeschossen, alle zwei bis drei Jahre die Hardware auszutauschen“, so Wolters. „Man muss immer beobachten, was sich auf dem Markt tut!“ Der letzte große technologische Schritt in der Beurteilung war für ihn die Einführung der OLED-Technologie auf dem Heimkinomarkt. „Mit LCD wirst du niemals das Schwarz so bewerten können, wie du es mit OLED kannst.“ Seiner Meinung nach haben heutige TV-Geräte viel zu viele unsinnige Einstellungsmöglichkeiten. „Vieles in der Kritik der Nutzer rührt meiner Erfahrung nach daher, dass ihre Ausrüstung falsch eingestellt ist“, so Wolters. Der Fachjournalist nutzt selbst ein sehr neutrales Setup zur Beurteilung von Blu-rays und UHD-Blu-rays.

Um eine vernünftige Beurteilung vorzunehmen, wird das Setup von Wolters einmal im Jahr kalibriert. Dafür braucht er einen Spezialisten wie Raphael Vogt, der auch die nötige Messtechnik mitbringt. Dabei werden die Werte für die Graustufen bei 6.500 Kelvin präzise eingestellt und die Primär- und Sekundärfarben überprüft. Dies geschieht mit der Mess-Software SpetralCal CalMAN Ultimate V5.9 und dem Kolorimeter K-10A von Klein Instruments mit Tristimulis-Sensor. Ist der OLED erst einmal kalibriert, beurteilt Wolters das Bild nach den Kriterien Schärfe, Farbtreue, Kontrast und Dynamik. „Ich gucke nach den hellen Bildanteilen: Überstrahlen die oder sind die überzeichnet? Gleiches gilt für die dunklen Regionen: Versumpft da was oder ist das knackig schwarz?“

Woher kommt das Master?

Timo Wolters bezieht zusätzlich zum Bild auch weitere Komponenten in seine Beurteilung ein. Er muss differenzieren, ob eine Unschärfe im Bild mit den eingesetzten Objektiven zu tun hat oder mit anderen Aspekten, wie einer mangelhaften Abtastung von Filmmaterial oder schlechter Kameraarbeit. „Ich schreibe dann dazu, ob das ein Problem der Disc ist oder eines des Bilds.“ Kritisch für das Encoding und damit spannend sei heutzutage immer noch stark farbiges Licht wie bei Diskothekenszenen. Hier tritt schnell zutage, ob der Codec gut arbeitet, also das Mastering vernünftig ausgeführt wurde. Wolters bemerkt das entweder in den Hauttönen der Figuren oder in den Abstufungen beim Farbbanding. Dies ist auch bei Unterwasseraufnahmen relevant.

Zentral für viele Käufer von Blu-rays ist die Frage, ob die UHD-Blu-rays tatsächlich auf höher aufgelöste Master zurückgreifen. Timo Wolters recherchiert zwar, mit welcher Kamera die jeweilige Produktion aufgezeichnet wurde. Das lässt aber nur wenig Rückschlüsse auf die Auflösung der Produktions-Pipeline zu. Aktuell werden die meisten Kinofilme noch in einer 2K-Auflösung produziert. Die immer noch stark verbreitete ARRI ALEXA hat eine maximale Sensorauflösung im Open Gate von etwa 3.4K, genutzt werden meist nur 2.8K. Oft wird in einer höheren Auflösung aufgezeichnet als im Postproduktions-Workflow benötigt. [13660]


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