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Grünes Licht für “Grüne Produktion”

Im zweijährigen Turnus verleiht das Land Baden-Württemberg den Umweltpreis für Unternehmen, bei dem die Gewinner mit kurzen Filmen vorgestellt werden. Filmemacher Christian Friedle bewarb sich 2018 um die Erstellung der Filme konsequent mit einem grünen Drehkonzept. Wir haben gefragt, was das genau hieß.

Nebel liegt über der hügeligen Landschaft des Ammertals südwestlich von Stuttgart. Es ist früh am Morgen. Bedächtig durchpflügt die DJI Mavic Pro 2 die Nebelschwaden. Ihre Kamera fängt Hügel, Wälder und am Horizont landwirtschaftliche Flächen ein. Vom Boden aus beobachtet Christian Friedle das Fluggerät. Er schaut auf die Uhr. Der Tag, der vor ihm liegt, wird lang. Viel steht auf seinem Drehplan. Heute ist er bei der Metzgerei Egeler zu Besuch, hier in Ammerbuch. Die nächste Einstellung ist der Establisher vor dem Gebäude. Auch hier kommt die Drohne zum Einsatz. Friedle ist zufrieden mit dem Shot. X-fach wiederholen kann er ohnehin nicht, der Zeitplan ist eng. Die Metzgerei Egeler ist eines von 18 Unternehmen, die Ende 2018 für den Umweltpreis des Landes Baden-Württemberg nominiert waren. Am 4. Dezember 2018 wurden je 90-sekündige Filme aller Nominierten während der Preisverleihungsgala im Stuttgarter Schloss gezeigt.

NACHHALTIG HANDELN

Die Auszeichnung wird seit 1993 alle zwei Jahre an Unternehmen verliehen, die neue Ideen und Ansätze verfolgen, welche zu einer nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung beitragen. 2018 summierten sich die Preisgelder auf insgesamt 60.000 Euro. Dieses Geld muss dann wiederum für betrieblichen Umweltschutz verwendet werden, verstärkt das Anliegen also ebenso nachhaltig. Die prämierten Kategorien sind Dienstleistung und Handel, Handwerk, Industrieunternehmen mit bis zu 250 Mitarbeitern, Industrieunternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern. Zudem gibt es einen Jury-Preis zur „Förderung und Erhalt der biologischen Vielfalt“ sowie einen Sonderpreis für Non-Profit-Organisationen.

Christian Friedle hatte schon in den Jahren 2011 und 2016 die Filmclips über die Nominierten hergestellt. Friedle rutschte in den 1970er Jahren eher zufällig in die Filmbranche. Nach der Schule half er einem Verwandten, der vormals beim damaligen SWF Kameramann war, bei dessen Aufbau der Selbstständigkeit. Dann folgte ein Studium an der Fachhochschule für Druck in Stuttgart, einem der Vorgänger der späteren Hochschule der Medien, im damals neuen, generalistisch veranlagten Filmstudiengang. Schon während des Studiums begann er freiberuflich und schließlich selbstständig Imagefilme und Werbefilme zu drehen. In den 1990ern baute er sich nebenher ein Standbein CGI auf, mit teuren Silicon-Graphics-Computern. Ende der 1990er nahm er Abstand davon, behielt aber die Online-Schnittsysteme und machte fortan im Industriebereich weiter. Seitdem produzierte er Industrie-, Image- und Produktfilme sowie Dokus und arbeitete als freier EB-Kameramann für SWR, ARD, ZDF, aber auch MTV oder RTL.

Für seine Bewerbung um die 2018er Nominiertenfilme arbeitete Friedle im bewährten Team mit dem Fernsehjournalisten Reiner Fritz, seinem langjährigen Kooperationspartner zusammen. Beide ließen sich diesmal etwas Besonderes einfallen. „Wir haben gesagt, wir wollen uns da wieder bewerben. Und diesmal wollen wir uns ebenfalls grün, also CO2-neutral aufstellen“, erklärt Friedle. Die Filmemacher wollten selbst nachhaltig handeln und nicht nur darüber berichten. Schon immer hatte Friedle selbst mit Unternehmen zusammen gearbeitet und über diese berichtet, die viele der Nachhaltigkeitsideen schon umsetzten. Das wollten jetzt beide als Impuls nehmen. Das Team suchte sich einen Hauptaspekt, auf den sie sich konzentrieren wollten. Der Ansatz war, die Energienutzung in den Produktionen nachhaltiger zu gestalten. Also suchten sie nach Wegen, dies zu tun. Am Ende kamen Fritz und Friedle auf zwei Schlüsseltechnologien, die sie während der gesamten Drehzeit nutzten: Ein Elektrofahrzeug namens Streetscooter sowie einen Stromspeicher und -generator, den SolCube.

FAHREN UND LADEN

Der Streetscooter ging aus einer Forschungsinitiative des Werkzeugmaschinenlabors der RWTH Aachen hervor. Die Professoren Achim Kampker und Günther Schuh gründeten das Unternehmen 2010, Ende 2014 wurden Streetscooter von der Deutschen Post aufgekauft. 2015 startete die Serienproduktion von vollelektrischen Kleintransportern sowie elektrischen Lastenrädern. Die Produkte richten sich insbesondere an den Bedarf für Kurzstrecken und innerstädtischen Verkehr. Friedle entschied sich für das Modell Work L Box mit 40 kWh, einer Leermasse von 1.595 Kilo bei zusätzlicher Zuladung von etwa 900 Kilo. Seine Reichweite liegt bei etwa 200 Kilometern mit einer Ladung. Der große Kastenwagen war für das mitgeführte Equipment nötig, auch wenn die kleinere Variante etwa 30 Kilometer weiter kommt.

Der SolCube stammt vom Unternehmen BaseEnergy aus Wien. Der Würfel mit einer Seitenlänge von 41 Zentimetern wiegt 8,6 Kilo und kommt in verschiedenen Varianten inklusive eines Solarpanels zum Aufladen. Beide Produkte bekam Friedle vom Hersteller zur Verfügung gestellt. Für den Filmemacher war die Arbeitsweise auch ein Pilotprojekt, um Erfahrungen zu sammeln, wie eine zukünftige Ausrichtung seiner gesamten Arbeitsweise aussehen müsste. „Es ist wichtig, das im Kleinen mal auszuprobieren, um zu sehen, was muss ich technologisch auch weiter entwickeln“, sagt Christian Friedle.

Das Konzept der Filme und vor allem die eigene Nachhaltigkeit gefiel den Veranstaltern des Umweltpreises. Friedle und sein kleines Team erhielten den Zuschlag und konnten loslegen. Viel Zeit war nicht. Entstehen sollten 18 Filme mit einer Länge von 90 Sekunden. Die Firmen saßen quer über Baden-Württemberg verteilt. [8611]

Den vollständigen Artikel können Sie in unserem Heft 5/2019 lesen.

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