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Einmal Exotik, einmal Berlin

Equipment und Kommunikation beim Seriendreh “Deutschland 86”

Nachdem er am Ende der ersten Staffel enttarnt worden war, schickt die Stasi ihren Agenten Martin Rauch (Jonas Nay) in „Deutschland 86“ nach Afrika. Dieser Einsatz in der Ferne strukturierte die Aufgabenverteilung zwischen den beiden DoPs Matthias Fleischer und Kristian Leschner. Hier ihr Drehbericht aus der Ausgabe 6/2018

Für den ersten Teil der Dreharbeiten reiste das Team nach Südafrika.
Für den ersten Teil der Dreharbeiten reiste das Team nach Südafrika. (Bild: Anika Molnar/Amazon.com Inc., or its affiliates)

“Wir waren fast ein bisschen neidisch, weil das Team in Südafrika die fetteren Motive und einen spannenden Look vorgelegt hat”, witzelt Kristian Leschner. “Matthias und ich haben uns dann gegenseitig motiviert und gepusht.” Kameramann Matthias Fleischer mit Regisseur Florian Cossen fingen im August 2017 in Südafrika mit dem Dreh an, wo bis Ende Oktober zudem Locations für Angola, Libyen und Frankreich gefunden und sogar “deutsche” Szenen gedreht wurden.

Sein Kollege Kristian Leschner und Regisseur Arne Feldhusen übernahmen ab Mitte Oktober den deutschen Teil mit Ost- und Westberlin. Das Berliner Team konnte die Muster von Anfang an auf einem Server sichten. “Das war ein großer Ansporn”, sagt Leschner. Die ersten Folgen der Staffel spielen zu rund zwei Drittel an Motiven in Afrika und nur zu einem Drittel in Berlin. Nach und nach kehrt sich dann über die zehn Folgen dieses Verhältnis um.

VISUELLES VOKABULAR

“Deutschland 83” stieß international auf ein sehr großes Interesse und gewann 2016 den International Emmy in der Kategorie “Drama Series”. Die Quoten waren für RTL allerdings unter den Erwartungen, so dass die zweite Staffel nun für Amazon Prime produziert wurde. “Bei den ersten Treffen mit der UFA ging es nur um den Look”, sagt Kristian Leschner. Gemeinsam wurde analysiert, was allen an “Deutschland 83” gefallen hat.

Wie die 1980er und Ostdeutschland in einer modernen Bildsprache erzählt wurden, gefiel Leschner am besten: “Das Treffen hatte auch etwas von einem Bewerbungsgespräch. Ist das ein Stil, mit dem du etwas anfangen kannst?” Den Look der ersten Staffel weiterzuführen “war ausdrücklicher Wunsch der Showrunner”, erinnert sich Matthias Fleischer. Die beiden DoPs arbeiteten als augenscheinlichste Elemente bei der ersten Staffel Zentralperspektiven, einen Hang zu Unter- und Aufsichten, kurze Brennweiten und eine ganz eigene Bewegungsphilosophie heraus.

DoP Matthias Fleischer an der ARRI ALEXA Mini
DoP Matthias Fleischer an der ARRI ALEXA Mini (Bild: UFA Fiction GmbH; Two Oceans Productions (Pty) Limited; African Photo Productions)

Philipp Haberlandt hatte in den ersten fünf Folgen den Look zusammen mit Regisseur Edward Berger maßgeblich entwickelt. Ein Treffen mit ihm stand am Anfang der Vorbereitungen: “Wir haben gefragt: Was war die Idee? Wie ist es beim Drehen gelaufen? Und: Was ist einfach ‚on-the-run‘ entstanden?”, sagt Fleischer. Durch die Spielorte in Südafrika war klar, dass die Serie einen neuen Ton in Bezug auf die Farben bekommen wird. Zusätzlich nahmen sich Fleischer und Leschner vor, in ihrer Staffel die Dynamik etwas zu verstärken.

“Trotz des eher grafischen Ansatzes wollten wir mehr Bewegung reinbringen”, sagt Fleischer. Dafuür verwendeten sie hauptsächlich Fahrten. “Fahrten sind präziser als Handkamera, wo man Bewegungen oft intuitiv mit dem Spiel der Schauspieler ganz leicht mitführt”, sagt Fleischer. “Natürlich geht es um die Figuren, aber wie der Titel schon sagt, beschreibt die Serie einen Raum in einer ganz bestimmten Zeit.” “Wir haben uns auf eher kurze Brennweiten geeinigt”, sagt Leschner. “Ich mag kurze Brennweiten, weil ich dann bei einem Close-Up schon viel Raum mitzählen kann. So braucht man theoretisch nicht immer eine Totale.”

Als Linsen wählten sie die Cooke S4, mit denen schon “Deutschland 83” gedreht wurde. Durch viele enge Motive und den Dreh jeweils mit zwei Kameras entschieden sie sich für die ALEXA Mini. Bei den S4 überzeugte sie die “sehr schöne Geometrie”, wie Fleischer es nennt, die die Wirkung von grafischen Bildkompositionen wie Zentralperspektiven unterstützen sollte. “Dabei sind sie noch sehr organisch und nicht so technisch”, ergänzt Leschner. Der DoP setzte tageweise Masterprimes ein, wenn er nicht so viel leuchten konnte. “Weil die aber sehr viel technischer sind, habe ich da noch gefiltert”, erzählt Leschner.

Die Empfehlung für Glimmerglass kam von Fleischer, der den Bronze-Glimmerglass-Satz permanent in Kombination mit den S4 benutzte. “Wenn man die dezent einsetzt, dann funktioniert das sehr gut”, so Leschner. So entstand schließlich für Fleischer und Leschner ein gemeinsames “visuelles Vokabular”, sagt Fleischer: “Jeder von uns hat zwar ein etwas anderes Paket an Vorbereitungsideen mitgenommen und natürlich hat jeder ein anderes Bauchgefühl, trotzdem sieht man eine sehr übereinstimmende Filmsprache.”

Lesen Sie morgen bei uns den zweiten Teil des Drehberichts zur Amazon-Prime-Serie “Berlin 86”.

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