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Equality:

IMDb übernimmt F-Rating

Die Gleichberechtigung der Geschlechter ist auch in der Medienindustrie ein großes Thema. Sollte es nicht sein müssen, aber irgendwann ist die Menschheit in dieser Sache komplett falsch abgebogen und muss jetzt einiges kitten.

F-Rated steht für Gleichberechtigung im Filmgeschäft.
F-Rated steht für Gleichberechtigung im Filmgeschäft.

Die Internet Movie Database, kurz IMDb, ist die größte Filmdatenbank der Welt. Sie funktioniert ein wenig so wie Wikipedia: Die Nutzer können Inhalte beitragen, selbst Daten eintragen. Irgendwie hat man das in Deutschland nicht so mitbekommen, daher ist die IMDb hier eher nicht die populärste Filmdatenbank, die Einträge deutscher Produktionen eher selten komplett. Die Gründung erfolgte bereits 1990 als Newsgroup, explodierte dann zu einer Webseite und wurde 1998 von Amazon gekauft. So konnten die bisherigen Ehrenamtlichen ordentlich bezahlt werden, und Amazon bekam eine großartige Plattform für den Verkauf von Filmen.

In der IMDb ist nicht nur das offizielle Rating der Filme verzeichnet – und das je nach Land – es gibt auch eine Userwertung, nach der ein Film zwischen 0 und 10 Sternen bekommen kann. Nun kommt eine neue Wertung hinzu: F-Rated.

Diese Auszeichnung erhalten Filme, in denen Frauen die Hauptrolle spielen, die von einer Frau geschrieben wurden oder bei denen eine Regisseurin am Werk war. Die Wertung kann also F, FF oder FFF lauten. Ins Leben gerufen wurde das F-Rating von Holly Tarquini vom Bath Film Festival, der Gedanke ist jedoch viel älter: Bereits 1985 wies die Cartoonzeichnerin Alison Bechdel in einem Comicstrip darauf hin, dass Frauen in Filmen oft unterrepräsentiert sind.

Sie entwickelte den – nicht ganz wissenschaftlichen – Fragenkatalog, der heute unter dem Namen “Bechdel-Test” bekannt ist:

  • Gibt es mindestens zwei Frauenrollen?
  • Sprechen sie miteinander?
  • Unterhalten sie sich über etwas anderes als einen Mann?

Machen Sie doch selbst den Test: Welchen großen Film kennen Sie, der hier besteht? Hier als Gedankenstütze die aktuellen Top 250. Die Zahl dürfte erschreckend niedrig sein. Doch das Problem liegt nicht nur auf der Leinwand – starke Frauenrollen gibt es meist nur einzeln – sondern eher dahinter. Tatsächlich: In der Filmbranche gibt es laut f-rated.org nur 3,6 Prozent Regisseurinnen, nur 4,4 Prozent Autorinnen und nur 10,4 Prozent Produzentinnen, gemessen an den Top 250 des Jahres 2015.

Hierzulande entstand die Initiative Pro Quote Regie, die ein faires Verhältnis über eine 50-Prozent-Quote erreichen will, was in Schweden schon gelungen ist (siehe Wikipedia). Das F-Rating ist wenigstens ein erster Schritt in die richtige Richtung: Es macht darauf aufmerksam, wie männlich die Filmbranche eigentlich ist.

Die Ankündigung hat ein breites Echo in den Medien erzeugt. Doch selbst bei diesem Thema tappt manch Journalistenkollege in die Sexismus-Falle, was an ungeschickt gewählten Überschriften erkennbar ist. Hier ein paar Artikel:

Deutsch: taz, Süddeutsche, TV Spielfilm,

Englisch: The Hollywood Reporter, The Guardian, The Independent, CNBC, CNet, Vox, BBC – derzeit noch kein Artikel in der Variety.

Hier der TEDx Talk von Holly Tarquini, Gründerin der F-Rated-Initiative und Leiterin des Bath Film Festivals. (Übrigens: Einreichfrist für 2017 endet am 1. September!)

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