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Kamera-Ausbildung: Hochschulen in Deutschland

HMS Hamburg: Die richtigen Leute kennen

Patricia Steber ist Koordinatorin des Masterstudiengangs Film an der Hamburg Media School, Achim Poulheim der Bereichsleiter Kamera/Bildgestaltung. Beim Gespräch dabei  sind die Absolventen Moritz Mössinger, Fabian Beyer und Arend Krause.

Beim Gespräch in der HMS (Bild: Bernd Siering)

Patricia und Achim, was genau sind Ihre Funktionen an der Hamburg Media School?
Achim Poulheim: Ich bin Kameramann und Bereichsleiter Kamera an der Hamburg Media School. Diese Position teile ich paritätisch mit Judith Kaufmann, einer Kamerakollegin aus Berlin. Wir beide betreuen gemeinsam den Fachbereich Kamera. Hier an der Hamburg Media School gibt es im Masterstudium Film vier Fachbereiche: Drehbuch, Regie, Kamera, und Produktion, und jedes Ressort wird durch jeweils zwei Bereichsleiter betreut. In jedem Fachbereich gibt es sechs Studierende, also insgesamt 24, über zwei Jahre. Vollstudium, keine Semesterferien, Anwesenheitspflicht Montags bis Freitags, teilweise auch an den Wochenenden. Denn alle Dozenten, und das ist uns hier wichtig, sind noch in ihrem Beruf tätig und somit auf dem neusten Stand der Dinge.

Patricia Steber: Ich bin im Masterstudiengang Film für alle vier Fachbereiche verantwortlich und koordiniere Inhalte, Curriculum und Stundenpläne. Ich buche auch alle Dozenten über die zwei Jahre des Studiums, deutschlandweit oder teilweise auch europaweit. Diese kommen dann hierher zu den entsprechenden Seminaren, die entweder zwei, drei oder fünf Tage andauern, von 10 bis 17 Uhr. Unsere Dozenten sind alles Leute, die in der freien Wirtschaft arbeiten. Darauf legen wir besonderen Wert, weil es uns darum geht, dass die Studenten, wenn sie hier abschließen, nach den zwei Jahren eben nicht nur ihren Master haben, sondern auch in der Branche vernetzt sind. Denn das ist letztendlich das allerwichtigste.

Achim Poulheim ist Bereichsleiter
Kamera/Bildgestaltung
(Bild: Bernd Siering)

Achim Poulheim: Wir sind ein reiner Aufbaustudiengang. Wenn die Studenten hierher kommen, haben sie alle schon einen Bachelor, haben alle schon Filme gedreht. Zu uns kommen Studenten aus den Filmhochschulen in Stuttgart, München, Köln, aber auch aus den europäischen Nachbarländern. Hier können sie sich hier mit dem Masterstudiengang den letzten Schliff holen – und dann in die „freie Wildbahn“ gehen. Dann ist es das wichtigste, vernetzt zu sein. Wer hier abschließt, ist ein Profi, der jedem stand halten kann.

Patricia Steber: Wir nehmen nur alle zwei Jahre auf. An anderen Filmhochschulen wird in jedem Oktober aufgenommen, wir aber nehmen nur alle zwei Jahre 24 Studierende in den vier Fachbereichen auf.

Achim Poulheim: Ich finde, das ist eine großartige Situation für die Studierenden. Diese drei Absolventen hier zum Beispiel habe ich zwei Jahre lang betreut. Da entwickelt man ein ganz gutes Verhältnis, sehr persönlich und effizient, und es macht auch Spaß, mit nur sechs Studenten zwei Jahren lang zu arbeiten. Es kommen eben nicht in jedem Semester andere Studenten hinzu. Das ist wunderbar für die Studenten, auch deswegen, weil dadurch eine Teamfähigkeit gepflegt und auch gefördert wird, wenn kleinere Gruppen eng miteinander arbeiten. Im Gegensatz zu anderen Schulen widmen wir uns hier ausschließlich dem fiktionalen Film. Wir bilden also keine Dokumentarfilmer, Werbefilmer oder Trickfilmer aus, sondern zielen allein auf den narrativen Bereich.

Patricia Steber: Trotzdem findet in diesen zwei Jahren gerade auch im dritten Semester ein Dokumentarfilmprojekt statt, so dass die Studierenden zumindest einmal den Blick dafür bekommen, wie so ein Dokumentarfilm funktionieren sollte, weil dieses Projekt die Basis-Recherche für den Abschlussfilm liefern soll, der dann im vierten Semester gedreht wird. Es gibt auch immer ein Werbefilm-Seminar. Im letzten Jahr ist dabei ein Werbefilm für „Nein heißt Nein“ entstanden, der in Hamburg eine große öffentliche Aufmerksamkeit erzielt hat.

Achim Poulheim: Das ist korrekt, diese Bereiche werden für den Abschluss abgedeckt, jedoch wirklich eher gestreift. Wer aber jetzt ins Auge fasst, sich bei der Hamburg Media School zu bewerben: unser Programm bezieht sich nur auf den narrativen Film. Wenn also jemand von vornherein sagt, er möchte Dokumentarfilm machen, dann ist das hier der falsche Platz.

Moritz Mössinger (Bild: HMS)

Moritz Mössinger: Es ist ein Studium, das von Anfang an sehr intensiv und konzentriert ist. Das beginnt damit, dass im ersten Semester Projekte wie „Jeder macht alles“ gemacht werden, bei dem in zwölf Tagen 24 Filme von 90 Sekunden Länge gedreht werden. Dabei muss jeder einmal jede Position einnehmen, also ein Drehbuch schreiben, Regie führen, produzieren und Kamera machen. Das ist aber eher dazu da, sich im Studiengang einzufinden, die Kommilitonen kennenzulernen, zu sehen, wie jeder tickt, wie die Interessen sind. Danach steigt man eigentlich relativ schnell schon in das Studium ein. Dabei habe ich schnell gemerkt, dass die Zusammenarbeit wahnsinnig wichtig ist, und dass man enorm viel von den anderen Kommilitonen lernt, besonders weil alle bereits ziemlich viel Erfahrung mitbringen, aus den unterschiedlichsten Filmhochschulen kommen oder einfach auch schon viel gearbeitet haben. Es lassen sich durch die intensive Arbeit mit den verschiedenen Dozenten auch viele gute Kontakte knüpfen, weil es eben nicht normal ist, dass man nur zu sechst vier Tage lang ein Seminar macht – Stichwort Networking. Wenn wie bei uns das Studium vorbei ist, merkt man dann schnell, wie wichtig es ist, die richtigen Leute zu kennen, um an Jobs zu kommen. In einer Kreativbranche wie unserer wird einem der Abschluss auf Papier allein keinen Job bescheren, sondern was man geleistet hat und welche Filme man vorzeigen kann. Ich fand auch wichtig, dass sehr viel mit dem Unterstützerkreis der HMS zusammengearbeitet wird. Dort haben wir viele Kontakte und Seminare gehabt. Es gab zum Beispiel gegen Ende des Studiums Termine mit der Filmförderung, oder es gibt Seminare mit dem Fernsehen, zu denen eigentlich jeder Fernsehsender einen Redakteur schickt, der das jeweilige Programm vorstellt. Durch den Unterstützerkreis können unsere Filme in Zusammenarbeit mit großen Postproduktions-Häusern in Hamburg erstellt werden. Arbeitsschritte wie Farbkorrektur oder VFX finden ausschließlich draußen statt. Dementsprechend ist nachher auch die Qualität sehr hochwertig, weil von Anfang bis Ende professionell daran gearbeitet wird.

Arend Krause (Bild: HMS)

Achim Poulheim: Das ist eben das System hier. Wir sind eine kleine, feine Schule. Wir sind nicht so ausgestattet wie die staatlichen Filmschulen. Wir haben zwar eine eigene Alexa, aber zum Beispiel keine Grading-Suite. Das wird aber dadurch aufgefangen, dass wir den eben genannten Unterstützerkreis haben. So nennt sich bei uns der Beirat der Hamburg Media School. Dieser Beirat besteht aus fast allen Hamburger Filmzulieferern, aber auch Vertretern von Filmförderung und Produktionshäusern. Deshalb werden beispielsweise die Farbkorrekturen, Gradings und Finals dann auch bei den externen Postproduktions-Dienstleistern durchgeführt, die wir Bereichsleiter natürlich aus unserer eigenen Arbeit kennen. Genauso verhält es sich beim Equipment. Wenn zusätzliche Ausrüstung gebraucht wird, dann wird sie wie bei einer normalen Produktion bei den unterschiedlichen Verleihern angemietet. Die Tonmischung wird in einem professionellen Tonstudio vorgenommen. Das ist das System der HMS. Dadurch ist es möglich, diese Qualität zu erreichen.

Wie lässt sich so etwas finanzieren?
Achim Poulheim: Ich bin nur Kameramann und habe bei den Finanzen keinen Überblick, aber wie im professionellen Bereich gibt es für die Filme gewisse Etats. Und dann ist man für diesem Etat in Zusammenarbeit mit den Studierenden in den Bereichen Produktion und Regie verantwortlich, ebenso dafür, dass der Etat eingehalten wird, ganz wie im normalen, externen Filmbusiness. So funktioniert das hier.

Fabian Beyer (Bild: HMS)

Das klingt nach hohen Anforderungen.
Fabian Meyer: Das Masterstudium ist einfach zwei Jahre Vollzeit. Da bleibt nicht viel übrig etwas anderes. Man geht einfach voll in dieser Filmwelt auf. Ich habe mich am Anfang sehr darauf gefreut, im ersten Semester meinen ersten Fünf-Minuten-Film zu drehen. Das war auch noch auf 35 Millimeter, was uns allen extrem viel Spaß gemacht hat, auch die Arbeit daran, und die Seminare, die sich daran angeschlossen. Dadurch, dass man nur einen Jahrgang für zwei Jahre Studium hat und somit nur fünf Kommilitonen im eigenen Fachbereich, die aber auch meist in eigenen Projekten eingespannt sind, ist man zwangsläufig darauf angewiesen, dass man Kontakt nach außen knüpft, zu Filmschaffenden außerhalb der Schule. Man muss man sich seine Unterstützung von außen suchen: Beleuchter, Kameraassistenten… und das sind dann meistens Leute, die auch schon im Beruf arbeiten. Insofern ist man hier an der HMS auch dazu gezwungen, dass man sich mit der Branche und den Leuten beschäftigt. Dadurch erarbeitet man sich aber in den zwei Jahren ein gutes Netzwerk an Leuten im Hamburger Raum, plus eben die ganze Postproduktion und Technik-Rentals, so dass man fast zwangsläufig mit den Leuten im Business zusammenkommt – was es natürlich wesentlich einfacher macht, nach dem Abschluss auf dieses Netzwerk zurückzugreifen.

Arend Krause: Was ich besonders geschätzt habe, ist die Festivalauswertung an der Hamburg Media School. Dadurch, dass es an der HMS jemanden gibt, der sich nur mit Festivaleinreichungen beschäftigt, kann man mit seinen Filmen auf ein weltweites Publikum zielen. Es ist wirklich toll, dass man so viele Menschen erreichen kann. Das war für mich eine wirkliche Motivation.

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