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Wir stellen die Preisträger des 30. Deutschen Kamerapreises vor (4)

„Ein Geschenk des Berufs“

Beim 30. Deutschen Kamerapreis erhielt Felix Korfmann den Preis für die beste Kamera bei einem journalistischen Kurzformat. Wir stellten ihn in unserer Ausgabe 10.2020 vor.

Felix Korfmann ist Jahrgang 1975 und absolvierte ab 2000 eine Ausbildung zum Mediengestalter Bild und Ton in Berlin. Schon früh spezialisierte er sich auf den Bereich Kamera und drehte im dritten Ausbildungsjahr einen Dokumentarfilm im Iran. Seit 2005 ist Korfmann ausschließlich als Kameramann unterwegs und dreht hauptsächlich Reportagen und Dokumentationen für das öffentlich-rechtliche Fernsehen.

Was heißt es für dich, mit dem Deutschen Kamerapreis geehrt zu werden?
Dies bedeutet sehr viel für mich! Ich bin als Kameramann mit meinem Team da draußen unterwegs und muss mich mit jedem Film neu beweisen. Sicher habe ich mir über die Jahre einen Ruf erarbeitet, aber man muss sich schon immer wieder beweisen und gute Arbeit abliefern. So ein Preis ist immer ein Qualitätssiegel, was man da bekommt: Man versteht seinen Job und liefert gute Arbeit ab. Es hat mich sehr glücklich gemacht, den Preis zu gewinnen!

„Anni am Limit“ ist ein dreiteiliges Reportageformat des RBB. Wie hast du dir deine eigenen Freiheiten erarbeitet?
Das war die zweite Reihe, die wir mit Anni Dunkelmann gedreht haben. Ein Jahr vorher gab es schon „Dit isst Berlin“, da ging es um Restaurants, Lebensmittelwirtschaft und so weiter. Da hatten wir schon ein ähnliches Konzept mit Produzent Norbert Lübbers erarbeitet. Ursprünglich wollten wir hier mit zwei Kameras drehen, um die Authentizität der Gespräche abzubilden. Das wurde aus Kostengründen auf eine Kamera reduziert. Wir hatten uns dann dazu entschieden, dass wir das viel in Schuss-Gegenschuss-Situationen auflösen wollten, haben eine Bildfunkstrecke genutzt, damit die Regie immer das Bild sehen konnte und so wusste, was ich machte. Das gab mir die Freiheit, relativ spontan, dem Gespräch folgend, die Einstellung zu ändern und so eine spannende Auflösung herzustellen. Das war das Schöne an der Produktion, dass ich so relativ frei in meiner Bildgestaltung sein konnte. Es waren ja sehr situative Geschichten, die man nicht unterbrechen konnte.

Wie hast du dich den Situationen genähert?
Ich lerne die Protagonisten ja oft nicht vor dem Dreh kennen. Wenn ich also in so eine Situation reinkomme, baue ich ziemlich schnell beim Drehen eine persönliche Beziehung zu den Personen auf. Ich habe immer versucht, in so eine Situation einzutauchen und eine organische Kameraführung zu finden, in der ich nur dem Geschehen folge. Dabei habe ich möglichst versucht, interessante Perspektiven zu finden und den Personen in den Einstellungen gerecht zu werden. Das war dankbar in diesen beiden Lebenswelten Schamanismus und Crossfit-Bodybuilding. Mit Anni war die Zusammenarbeit auch toll, weil sie mit einer Leichtigkeit und Ehrlichkeit an so eine Situation herangeht.

Wie viel Vorbereitung- und Drehzeit hattet ihr?
Für alle drei Folgen hatten wir 18 Drehtage, also für dreimal 30 Minuten. Für diese Folge hatten wir drei Drehtage mit Hendrik – eine längere Szene an der Uni ist mit ihm gar nicht drin – und zwei Tage bei Alveda. Und dann noch mal einen Tag in der weißen Hohlkehle für alle drei Folgen. Ich wusste zwar, wo die Motive sein würden, aber konnte die nicht vorher besichtigen. Wir hatten mit Produktion und Regie ein Meeting, in dem wir die Bildsprache diskutiert haben. Ich habe mit dem Produzenten Lübbers einiges in den Vorjahren gemacht und wie gesagt auch schon mit Anni für den RBB gedreht. Wir kannten uns und wussten, was dabei rauskommen soll. Aber es war noch mal was Besonderes, weil es diesmal sehr viel persönlicher sein sollte.

Zur Freiheit in der Bildgestaltung bei „Anni am Limit“ gehörte auch der gezielte Einsatz einer Drohne.

Welche Technik hast du genutzt?
Ich habe den Film nur mit Zoom-Objektiven gedreht, um in den Situationen nicht die Objektive wechseln zu müssen. Ich wollte aber dennoch oft etwas ändern, gerade in engen Räumen bei vielen Positionswechseln. Ich habe hauptsächlich mit einer Sony FS7 gedreht, S-log3, Cine Modus, 25p in HD. Ich habe ein Canon 24-105 mm Objektiv mit einem Speedbooster genutzt, damit kam ich auf 2.8, brachte mir den Gewinn einer Blende. Das Setup nutze ich für Reportagedrehs sehr viel, weil es mir eine Möglichkeit gibt, da ziemlich viel an Brennweite abzudecken, ohne wechseln zu müssen. Ich hatte noch ein 70-200er L-Serie von Canon, ein Canon L-Serie 24-70 mm und auch ein Weitwinkel 16-35 mm dabei. Ich schätze, dass 90 Prozent auf dem 24-105 mm entstanden sind.

Hattest du mit dem Team zuvor schon gearbeitet?
Mit Regisseurin Stefanie Stoye hatte ich noch nicht gearbeitet, das war aber eine sehr gute Erfahrung. Sie ist auch selbst VJ und dreht eigene Dokumentarfilme, die sehr gut gedreht sind! Umso mehr hat mich erstaunt, dass sie sich sehr zurückgehalten hat, was meine Arbeit anging. Sie hat mir vertraut und ab und zu mal etwas zum Bild gesagt. Das hat sehr viel Spaß gemacht! Mit Tonmann Enno Grabenhorst arbeite ich schon seit sechs oder sieben Jahren zusammen. Wir haben viele Auslandssachen zusammen gemacht und sind auch privat gut befreundet. Man ist teilweise so eng zusammen und in so sensiblen Situationen. Wenn das dann nicht passt, ist das auch für den Film nicht gut. Ich lege Wert darauf, mit Leuten zu arbeiten, mit denen die Chemie stimmt. Das kann auch mit Leuten funktionieren, die man neu kennenlernt.

Deine Projekte sind sehr unterschiedlich. Wie wählst du die Sachen aus, die du machen willst?
Ich habe nach der Ausbildung Dinge gedreht, die ich heute nicht mehr drehen würde. Wir haben noch in der Ausbildung angefangen, eigene Dokumentarfilme zu produzieren, haben Fördergelder gesucht und sind in Länder gereist, Iran, Bosnien, Ukraine. Parallel dazu musste ich aber Geld verdienen mit Dokusoaps. Ich habe es dann über die Jahre hinweg geschafft, im Reportage- und Dokumentationsbereich immer mehr machen zu dürfen. Da bekomme ich nach 15 Jahren jetzt in der Regel schöne Projekte angeboten, die ich gerne mache. Ich lehne selten etwas ab. Was mich gerade reizt, ist die Vielseitigkeit der Projekte. Das ist auch ein Geschenk des Berufs, in welche Situationen wir reinschnuppern dürfen. [13405]

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