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Sicher Drehen mit Kompakt-Camcorder Canon XA55

Für unser Heft 07-08/2019 berichtete Kameramann Bernd Siering von einem Doku-Dreh in der Zentralafrikanischen Republik. Wir blicken in diesem Beitrag auf das Ton-Equipment für die Canon XA55 und die gefährlichen Dreharbeiten vor Ort am PK5, wo die verfeindeten Volksgruppen direkt nebeneinander wohnen.

Bernd Siering mit der Canon XA55 und Kamera-Empfänger Sennheiser EK 500 G
Die Canon XA55 mit zusätzlichem Handgriff und Kamera-Empfänger Sennheiser EK 500 G (Foto: Uwe Agnes)

Schon im letzten Teil unseres Beitrags über die Afrika-Erfahrung haben wir die Canon XA55 vorgestellt. Wir blicken nun noch genauer auf das Ton-Equipment bei Bernd Sierings Dreh in Afrika und die eigentlichen Dreharbeiten vor Ort.

SENNHEISER EVOLUTION WIRELESS G4

Beim Ton wollen wir ebenfalls möglichst flexibel bleiben und auf eine Kabelverbindung zwischen Tonangel und Camcorder verzichten. Dafür haben wir einen SK 500 G4 Taschensender und einen EK 500 G4 Kameraempfänger aus der aktuellen Evolution-wireless-G4-Serie von Sennheiser dabei. Wie es sich bei einer ordentlichen Evolution gehört, sind alle Komponenten dieser ew-500-p-Serie kompatibel mit der vorherigen Generation von evolution wireless. Somit lassen sich vorhandene Sender, Empfänger, Handhelds und sonstiges Zubehör problemlos weiterverwenden. Nicht, dass wir das hier in Bangui vorhätten, aber gut zu wissen für die Zukunft. Die Sendestrecke arbeitet mit Breitband-FM-Modulation auf 1.680 Frequenzen im UHF-Spektrum. Beim Design der G4-Serie bemerkt man, dass Sennheiser zwar bei den Taschensendern die Gehäusefarbe der G3-Serie beibehalten, jedoch deren orange LCD-Anzeige auf ein kontrastreicheres Schwarzweiß-LCD umgestellt hat. Aber auch innen hat sich im Vergleich zur G3-Serie einiges getan. Hier gibt es einen neuen Chipsatz für insgesamt 2.880 Frequenzen mit einer Schaltbandbreite von bis zu 88 MHz, wobei 32 Kanäle parallel verwendet werden können – in überlasteten HF-Umgebungen ganz sicher ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Fast schade, dass unsere Drehumgebung alles andere als HF-überbelastet ist. Zusätzlich verfügen die ew 500-p-Systeme über eine höhere Leistung von maximal 50 mW und dementsprechend über eine potenziell höhere Reichweite. Nicht überall auf der Welt darf man jedoch Sender und Empfänger mit einem solchen Maximalwert betreiben. Deshalb ist die Sendeleistung der evolution wireless 500-p G4 in drei Stufen von 10, 30 oder 50 mW schaltbar. Der Empfänger findet mit der mitgelieferten Halterung an dem Zubehörschuh der XA55 Platz und wird per ebenfalls beiliegendem Adapterkabel von 3,5-mm-Klinke auf 3-poliges XLR angeschlossen. Der Aufstecksender kommt an den XLR-Ausgang der Tonangel. Nachdem der Ausgangspegel der Funkstrecke an die Eingangsempfindlichkeit des Camcorders angepasst ist, funktioniert alles bestens.

Kameramann Bernd Siering braucht in Bangui ein Passfoto (Foto: Uwe Agnes)

NICHT AUSSTEIGEN

Die Lage ist bei PK5, dem „Kilometer Fünf“, wo die verfeindeten Volksgruppen direkt nebeneinander wohnen, sei im Allgemeinen ruhig. Das Friedensabkommen von Karthoum, so die Einschätzung des Country Officers Martinien Wandoukou, habe die Lage allgemein beruhigt.

Trotzdem sind unsere Dreharbeiten im PK5 mühsam und kompliziert. Denn als Drehteam offen auf der Straße zu agieren, ist trotz „ruhiger Lage“ völlig ausgeschlossen. Halbwegs normal arbeiten können wir, falls überhaupt, lediglich in geschützten Innenhöfen von privaten oder öffentlichen Gebäuden. So finden wir uns in der Moschee ein, um mit dem Imam ein zuvor vereinbartes Interview über die Ursachen der Gewalt zu führen. Als wir uns aber zur Vorbereitung auf die unvermeidlichen weißen Plastikstühle setzen, wird schnell klar, dass der Imam weder Ton- noch Bildaufnahmen von sich machen lassen möchte. Für einen Film ist das nicht gerade ideal. Im Hintergrundgespräch zeigt sich auch, dass er auf unsere Fragen nur ausweichende und wenig substanzielle Antworten gibt. Also reicht es nicht einmal für ein Zitat. „Er hat Angst“, ist die Einschätzung unserer Begleiter. Und die kommt nicht von ungefähr. Hinter dem Imam steht ein älterer Mann mit weißem Bart und weißem Gewand, mager und fragil. Sein Name ist Ibrahim. Vor einigen Jahren war er Vorarbeiter beim Wiederaufbau einer Schule, die genau auf der Grenze zwischen Muslimen und Christen lag. Als es wieder einmal eine brütend heiße Nacht war in Bangui, legte er sich mit Ehefrau, Schwiegermutter und vier Kindern zum Schlafen ins Freie vor das Haus. Um drei Uhr morgens warfen Unbekannte vier Handgranaten in die Gruppe. Die Schwiegermutter war sofort tot, zwei Kinder mussten schwer verletzt ins Krankenhaus, alle anderen kamen mit leichten Verletzungen davon. Nur ein Beispiel für das tägliche Morden in Bangui.

Vom PK5 haben wir bislang nur eine Drohnenaufnahme aus 30 Metern Höhe, die bei einer vorherigen Mission entstanden ist. Damals durften wir nicht einmal in die Nähe des Ortes, wo wir uns nun persönlich aufhalten. Aber wir wollen unbedingt auch Aufnahmen des Stadtviertels auf Straßenniveau. Aussteigen dürfen wir jedoch auf keinen Fall. Auch unser Vorschlag, mit einer GoPro 5 auf einem Gimbal aus dem Beifahrerfenster zu drehen, wird von unseren Begleitern abgelehnt: zu gefährlich. Das Gerät würde ziemlich sicher erkannt und daraus könnte sich in der zwar „ruhigen“, aber trotzdem immer noch angespannten Atmosphäre schlagartig Gewalt entladen. Im dichten Getümmel aus Mopeds, Taxis, Karren und Fußgängern wäre uns der Fluchtweg versperrt. Schlechtes Ende garantiert. Also montieren wir die GoPro 5 ohne Gimbal mit zwei Klemmen fest am Frontschutzbügel unseres Toyota Land-Cruisers. Dort am Fahrzeug angebracht entgeht sie tatsächlich der Aufmerksamkeit aller Passanten auf der Straße, hält sie doch kein Mensch in der Hand. Wieder einmal sind wir von der Stabilisierung einer Kamera voll überzeugt. Die Aufnahmen wirken wie auf Schienen, obwohl der Asphalt der Straße mehr als holprig ist.

Eine GoPro Hero 5 ans Auto geriggt
GoPro 5 am Kuhfänger des Toyota Landcruisers (Foto: Bernd Siering)

Ein Versöhnungstreffen zwischen den verfeindeten Gruppen am PK5 findet dann zwar wie geplant und angekündigt statt, aber wir dürfen es nicht drehen. Wenig überraschend wollen die Teilnehmer keine Kamera dabei haben. Aber wir haben in unseren drei Drehtagen vor Ort genug andere Maßnahmen zur Versöhnung drehen können. Ob wir nach dieser letzten Mission jemals wieder nach Bangui zurückkommen, steht in den Sternen: eigentlich schade.

Lesen Sie weiter von den Vorbereitungen und den technischen Details der Canon XA55 in diesem Artikel.

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