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Drahtloser Wendehals

Sennheiser AVX-System mit DECT-Technologie im Test (2/2)

Hier nun also der zweite Teil unseres Testberichts aus dem Film und TV Kameramann 1-2/2016 über das AVX-System von Sennheiser.

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Das AVX-Set mit dem MKE 2 wird auch gleich mit einer ganzen Reihe von Zubehör und Ersatzteilen geliefert. (Bild: Peter Kaminski)

Praxis

Der beim AVX verwendete Codec ist zwar für Sprache optimiert, aber er macht auch bei Umweltgeräuschen und selbst bei Musikübertragung eine gute Figur. Die Sprachqualität ist ausgezeichnet und liegt qualitativ über der von analogen Drahtlossystemen. Artefakte wie man Sie bei analogen Systemen durch den Kompander bekommt oder ein Anrauschen sowie kurze Dropouts oder Interferenzstörungen und Ähnliches gehören im Reichweitenbereich des AVX der Vergangenheit an.

Die Latenz von 19 Millisekunden entspricht bei einer Aufzeichnungsrate von 25P etwa einem halben Frame. Ob man damit leben kann, hängt von der Anwendung ab. Bei externen AV-Recordern lässt sich das zum Teil ja schon direkt bei der Aufnahme kompensieren, ansonsten muss man es gegebenenfalls in der Postproduktion korrigieren, wenn man eine Korrektur für erforderlich hält. Natürlich ist auch die automatische Frequenzsuche ein Faktor, der den Betrieb deutlich vereinfacht. Zudem wird es immer schwieriger, in den genehmigungsfreien UHF-Frequenzbereichen ungestörten Drahtlosbetrieb zu betreiben.

Die Störungen und Interferenzen nehmen da immer mehr zu. Und im anmeldepflichtigen Frequenzbereich wird die Nutzung in Zukunft nicht einfacher. Wer sich damit als Anwender nicht auseinandersetzen möchte, hat mit dem Sennheiser AVX eine leicht zu handhabende Alternative.

Zum Thema Reichweite muss man noch sagen, dass diese deutlich geringer als bei dem ew-100-G3-System ist. Das ist jedoch auch für einen viel weiteren Einsatzbereich gedacht. Ein Moderator vor der Kamera stellt unter normalen Umständen kein Problem dar, 30 Meter Entfernung bei direkter Sicht ebenfalls nicht. Man muss in der Praxis beachten, dass die Frequenz ja drei bis viermal höher ist, als im üblichen UHF-Bereich. Hier spielt die Körperabschattung eine große Rolle. Eine Platzierung des Senders in der vorderen statt in der hinteren Hosentasche kann also einiges an Reichweite ausmachen.

Zum Binding von Sender und Empfänger muss man an beiden die Pairing-Taste drücken. Nach ein paar Sekunden sind die Geräte verbunden und bleiben es auch nach dem Aus- und wieder Einschalten.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Aussteuerung, denn es gibt am Sender ja kein Gain-Parameter den man einstellen kann. Dafür verfährt man wie folgt: Man stellt einfach die Audioeingangsempfindlichkeit an der Kamera auf Mitte ein. Dann wird der Ausgangspegel am Empfänger verändert bis man die richtige Aussteuerung hat.

Einen entsprechenden Headroom von 6 bis 10 dB sollte man einhalten. Aber auch wenn es mal Richtung Vollaussteuerung geht, ist das kein Problem. Ab einem bestimmten Pegel fängt das System dann entsprechend die Spitzen ab und verhindert so ein Clipping innerhalb des AVX. Das gibt dem Anwender sehr viel Sicherheit, denn wer kennt es nicht, dass nach der Aussteuerungsprobe der Moderator plötzlich viel lauter ist, als zuvor.

Die Regelung arbeitet hier sehr smooth und bei entsprechender Einstellung weitgehend frei von Artefakten. Man sollte es aber nicht übertreiben und immer in die Begrenzung fahren, denn das wirkt sich natürlich auf den Klang aus. Den Hinweis auf kompatible Mikrofone sollte man ernst nehmen und sich auch danach richten. Insbesondere bei Transienten, also Audiosignalen mit hoher Anstiegszeit wie bei kurzen impulsartigen Geräuschen, kann es sonst Probleme geben.

Aber das MKE 2 macht ja einen sehr guten Sound und mit aufgestecktem Korb sowie zusätzlichem Windschutz ergibt sich eine Reduzierung der Windgeräusche um jeweils 10 dB. Interessant sind die aufsteckbaren Frequenzgangkappen, die für eine Anhebung der Höhen sorgen. Ich verwende hier oft die mittlere Kappe, die für eine moderate Höhenanhebung sorgt.

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AVX-Taschensender (links) im Vergleich zum Sennheiser ew 100 G3 (Bild: Peter Kaminski)

Dass der Kameraempfänger direkt an die Kamera – also ohne Zwischenkabel – gesteckt wird und auch kein Blitzschuh oder andere Befestigungsmöglichkeit erfordert, ist schon sehr praktisch. Ich habe ihn an der Sony PXW-FS5, der Canon XF 100 und XF 300 ausprobiert, sowie an den Tascam-Modellen zur DSLR-Untermontage. Hier funktionierte es problemlos.

Die Laufzeit des Empfängers mit einer Akkuladung ist ja, im Gegensatz zu den Sendern, auf etwa vier Stunden begrenzt. Die Akkus gibt es natürlich auch einzeln, da es sich eh empfiehlt einen Ersatz-Akku mitzuführen. Es ist auch möglich, den Akku über ein USB-Kabel gleichzeitig zu laden und zu betreiben.

Es gibt ja schon externe Kamera- Akkus mit USB-Ausgang, so dass man sich hier bei längeren Drehs behelfen kann. Alle Akkus des AVX-Systems werden über Micro-USB-Kabel geladen. Das hat den Vorteil, dass man mal auf eine vor Ort vorhandene Lademöglichkeit zurückgreifen kann. In der Praxis würde ich mir aber für den Taschensender und auch für den Empfänger eine Ladestation wünschen.

Fazit

Der Set-Preis mit Sender mit Mikrofon und Empfänger liegt bei etwas über 1.000 Euro. Sennheiser bietet zurzeit drei Sets an in denen immer der Aufsteckempfänger enthalten ist, plus Taschensender mit ME 2, Taschensender mit MKE 2 oder Handsender mit der MMD835-1-Mikrofonkapsel.

Mit dem AVX schlug man im Bereich der Drahtlosmikrofonsysteme für Kameras neue Wege ein. Besonders beeindruckend sind in der Praxis die Vorteile bei der Handhabung wie: automatische Frequenzwahl, hohe Störsicherheit, sehr gutes, sprachoptimiertes Encoding, einfache Audiopegel-Aussteuerung und die einfache Montage des Empfängers an der Kamera ohne Kabelverbindung sowie das geringe Gewicht.

Dem gegenüber stehen die Latenz von 19 Millisekunden und die Einschränkung, was die Mikrofonauswahl und die Betriebsreichweite angeht. Ich persönlich kann damit im Bereich Reportagen und Industriefilm sehr gut damit leben, denn die Vorteile überwiegen dort deutlich. Das Sennheiser AVX hat auch nicht den Anspruch ein System für alle Applikationen zu sein und es wurde eindeutig auf die Anwendung bei Reportagen und ähnlichen Formaten zugeschnitten. Besonders bei Dreharbeiten, bei denen Teammitglieder mehrere Funktionen erfüllen müssen, kann das AVX-System punkten.

 

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