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Wir stellen die Preisträger des 29. Deutschen Kamerapreises vor

Beste Kamera in einem journalistischen Kurzformat: Thomas Wittmann

Beim 29. Deutschen Kamerapreis ging der Preis für die beste Kamera bei einem journalistischen Kurzformat an Thomas Wittmann für „Die hohe Küche – Hündeleskopfhütte“. Wir sprachen mit dem Gewinner in unserem Heft 10.2019.

Thomas Wittmann ist 1973 geboren und wuchs in Mittelfranken auf. Seit Mitte der 1990er Jahre ist er beruflich im Filmbereich tätig. 2003 machte er seinen Abschluss zum Diplomkameramann an der heutigen Beuth Hochschule in Berlin. Danach ging er zum Bayerischen Rundfunk nach München. Dort arbeitete er zunächst als Produktionstechniker. Seit 2012 ist er als EB-Kameramann tätig. Das Spektrum seiner Arbeiten umfasst Magazinbeiträge, Reportagen, Dokumentar- und Spielfilmproduktionen.

„Die hohe Küche – Hündeleskopfhütte“ wirkt so, als hättest du dir vorher tagelang über die Auflösung den Kopf zerbrochen. Wie viel Vorbereitung gab es denn tatsächlich?
Vor dem Dreh hatte ich ehrlich gesagt keinerlei Vorstellung, wie wir den Dreh gestalten werden. Grundsätzlich sollte es um Küche oberhalb von 1.000 Metern gehen. Am besten sollte es auch noch so ausschauen wie die Serie „Chef’s Table“. Das war dann ein bisschen schwierig bei nur drei Drehtagen und einem relativ bescheidenen Budget. Aber letztlich hängt bei dieser Art Produktion die Möglichkeit der Gestaltung von den Protagonisten und deren Beziehung zur Kamera ab.

Das hat ja bei der „Hündeleskopfhütte“ offenbar gut geklappt.
Wenn wir zum Dreh rausfahren, weiß ich so ein bisschen, worum es gehen soll, aber wie es da letztlich ist, der Ort und der Mensch, auf den man da trifft, das weiß man vor- her nicht. Und es ist dann die Kunst herauszufinden: Wie tickt der, wie ist der drauf? Wie kann ich die Person einigermaßen so herüberbringen, dass es ihr gerecht wird? Das erfordert ja dann immer andere Methoden. Eigentlich ist man bei solchen dokumentarischen Stücken mehr Psychologe als Kameramann. Die Realität ist eben da und dann muss du damit umgehen. Aber wenn man so einen Job jetzt schon Jahre macht, dann bekommt man einfach ein Gespür dafür.

Also musst du auch ohne Vorbesichtigungen zurechtkommen?
Wenn bei Drehbeginn noch Zeit für einen Kaffee und ein kurzes Gespräch ist, das ist dann schon toll. Je weniger Zeit man generell hat, desto weniger Zeit bleibt für das, was eigentlich wichtig ist. Dass die Leute Vertrauen zu dir bekommen und sich öffnen können und relativ normal verhalten. Die Hüttenwirtin Silvia Beyer samt Familie und Team haben es uns da aber wirklich leicht gemacht, hatten keinerlei Scheu vor der Kamera und waren in jedem Moment der Dreharbeiten ganz bei sich. Und das hat es uns ermöglicht, einen gestalteten, dokumentarischen Blick auf ihren Alltag zu werfen sowie Ästhetik und Authentizität zu vereinen. Das ist aber auch das Schöne am Beruf, dass einem jeden Tag etwas Neues einfällt. Das macht wahnsinnig zufrieden.

Mit welcher Kamera und welchen Optiken hast du gedreht?
Ich drehe seit gut drei Jahren fast ausschließlich auf der ARRI AMIRA und bin damit sehr zufrieden. Bei diesem Dreh konnte ich außerdem zum ersten Mal auf die Look Library zugreifen. Als Optiken hatten wir die Leica Sum- milux C Festbrennweiten T 1.4 mit 21 mm, 35 mm, 50 mm und 75 mm dabei. Ich mag diese Festbrennweiten, weil sie einen sehr hochwertigen Look und ein wunderbares Bokeh haben. Ich mag die wirklich wahnsinnig gern. Außerdem diszipliniert ein Dreh mit Festbrennweiten ungemein! Mit einer Zoomoptik ist man immer versucht, noch rasch dieses oder jenes zu drehen: „Ach, das schaut noch gut aus …“ Bei den Festbrennweiten überlegt man sich vorher: Was wollen wir jetzt erzählen? Welchen Ausschnitt wähle ich und was muss ich vom Raum miterzählen? Dann ist so ein Bild auch eine Aussage. Man dreht letztlich weniger. Es ist eine Effektivitätssteigerung, weg von der Beliebigkeit.

Wie viel Licht hast du gesetzt?
Ich hatte nicht viel Licht dabei, nur zwei verschiedene Octodomes von Dedolight. Wenn Licht gesetzt wurde, sollte es vor allem das natürliche Licht unterstützen. Aber viel habe ich nicht gebraucht. Natürlich hatten wir auch ungeheures Glück mit dem Wetter. Die Lichtstimmungen bei den Außeneinstellungen konnten gar nicht besser sein. Gott sei Dank. Außerdem hatte ich noch einen einen halben Tag Farbkorrektur, um den Film etwas geschmeidiger zu gestalten. Normalerweise kommen beim BR nur die längeren Filme ab 30 Minuten in die Farbkorrektur. Aber weil der Film eine Art Pilotprojekt war, haben wir beschlossen, da kurz drüberzubügeln. An einem halben Tag geht ja auch nicht viel, zumal wir in Rec.709 gedreht hatten. Aber wenn man die Helligkeiten so ein bisschen angleicht, dann tut es dem Ganzen schon gut.

Was steht für dich als nächstes an?
Als nächstes „Projekt“ habe ich jetzt sechs Monate Elternzeit und werde die Zeit mit unseren drei Kindern Marlene, Luise und dem kleinen Johann verbringen. Ich glaube nicht, dass ich die Kameraarbeit sehr vermissen werde. Die Kinder sind Inhalt genug! Ich mache das wahnsinnig gern. Und so eine kleine Kreativpause tut auch mal gut. Denn du musst ja sonst jeden Tag etwas abliefern. Da ist es schön, den Kopf mal wieder freizubekommen. [10311]

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