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Schieflage vor und hinter der Kamera

Studie zur Geschlechterverteilung im TV

Die Universität Rostock hat die Studie “Audiovisuelle Diversität” veröffentlicht. Diese beschäftigt sich mit den Geschlechterdarstellungen in Film und Fernsehen in Deutschland. Auch Pro Quote Regie reagierte bereits auf die nun veröffentlichten Zahlen. 

Für die Studie, die unter der Leitung von Professor Dr. Elisabeth Prommer durchgeführt wurde, nahm man das deutsche Fernsehen Vollprogramm und das deutsche Kinderprogramm mit insgesamt 21 Sendern, darunter auch ARD, ZDF, RTL und Pro7 unter die Lupe. Auch das deutsche Kinoangebot wurde auf die Geschlechterdarstellung analysiert.

Beim TV Vollprogramm fiel sofort auf, dass nur rund ein Drittel der 11.144 erfassten Protagonistinnen, Protagonisten und Hauptfiguren, mit Frauen besetzt wurden. Bei den deutschen Kinofilmen wurden insgesamt 1.318 Rollen erfasst, von denen immerhin 42 Prozent von Schauspielerinnen verkörpert wurden. Am gravierendsten ist der Unterschied allerdings im Kinderfernsehen. Hier nehmen Frauen grade einmal rund 28 Prozent der Präsenz ein. Das einzige Genre, indem mehr Frauen als Männer besetzt werden, sind die Soaps und Telenovelas mit rund 52 Prozent Frauenanteil.

Für diese Verteilung im TV wurden Gründe gesucht. Ein Blick auf die Verteilung der Geschlechter nach Altersgruppen. Bis 29 Jahre sind die Frauen sogar leicht in der Überzahl. Ab dem 40. Lebensjahr sind die Männer dann klar in der Überzahl. Für die deutschen Kinoproduktionen zeichnet sich ein ähnliches Bild ab. Dies lässt darauf schließen, sowohl im deutschen Fernsehen als auch im Kino immer noch auf die klassischen Stereotypen gesetzt wird. Diese Tendenz ist übrigens genreübergreifend zu beobachten.

Dies zeigt sich auch, wenn man die Funktionen der Personen im Deutschen Fernsehen betrachtet. Hier fällt vor allem auf, dass gerade einmal 21 Prozent Expertinnen in etwa Talkshows im deutschen Fernsehen zu sehen sind. Wenn es um den Posten der Moderatorin geht, sieht die Verteilung mit circa 47 Prozent schon deutlich ausgeglichener aus. Hier finden Sie die komplette Studie der Universität Rostock als PDF-Datei.

Pro Quote Regie ist eine Vereinigung von rund 500 Regisseurinnen und insgesamt über 1.000 namhaften Unterstützerinnen und Unterstützern, die sich für die Gleichstellung von Frauen in der Filmbranche einsetzt. Seit der Gründung hat Pro Quote Regie bereits die Studie „Frauen in Kunst und Medien“ angestoßen, die die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Prof. Monika Grütters, durchführen ließ, ebenso die Studien „Gender & Film“ und „Gender und Fernsehfilm“, die die Filmförderungsanstalt (FFA), ARD und ZDF zur Berlinale 2017 vorgestellt hat.  Im Februar reagierte die Vereinigung auf die von der FFA veröffentlichten Zahlen zur Geschlechterverteilung bei den Filmschaffenden (Wir berichteten). Nun kam auch eine Reaktion zum Ungleichgewicht vor der Kamera.

„Wir haben viel erreicht. Es muss aber noch wesentlich mehr passieren. Zahlen haben wir jetzt genug und jede Studie ist nur so gut wie die Maßnahmen, die daraus resultieren. Ohne eine verbindliche Quote für die kreativen Schlüsselpositionen hinter der Kamera wird sich langfristig auch vor der Kamera nichts ändern.“ So sieht es Barbara Rohm, Vorstand von Pro Quote Regie.

Neue Rolemodels für alle Geschlechter brauchen neue Formate und innovative Geschichten. “Es geht mitnichten darum, jetzt „starke Frauenfiguren“ als “Helden mit Brüsten” zu kreieren, sondern vor allem die Reproduktion von Geschlechterstereotypen zu erkennen, zu vermeiden und so Vielfalt zuzulassen,“ sagt Tatjana Turanskyj, Vorstand von Pro Quote Regie.

 

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